Remarque

Letztens wiederholte der Deutschlandfunk in seiner Reihe „Gesichter Europas“ eine  Sendung zu Lissabon in den 40er Jahren. Einer Zeit, in der  die Stadt zum Hafen der Hoffnung wurde. Die Literaturauszüge stammten aus dem Roman „Die Nacht in Lissabon“ von Erich Maria Remarque. Ein Buch, dass bei der Bücherverbrennung durch Nationalsozialisten und ihre Anhänger 1933 auf dem Scheiterhaufen landete. Remarque selber hatte Deutschland 1933 bereits verlassen und war 1939 aus seinem Exil in der Schweiz in die USA emigriert. Die Nationalsozialisten hätten gern nicht nur seine Bücher vernichtet, sondern auch den Menschen Remarque. Aber der war, wie Blutrichter Freisler (2800 Todesurteile von 42 -45) im Oktober 1943 erklärte „ihnen entwischt“. Stellvertretend für ihn wurde seine Schwester im Dezember 1943 in Berlin-Plötzensee mit dem Fallbeil hingerichtet. Sie war denunziert worden. Angeblich glaubte sie nicht an den Endsieg.

Solche Episoden gehen mir durch den Kopf, wenn ich von den Denunziationsplattformen der AFD höre, die scheinbar schon längst angefangen hat, Listen zu erstellen mit Leuten, die sie als erstes umbringen werden – wenn ihnen eines Tages die Macht übergeben wird.

Freislers Witwe lebte übrigens bis 1997 von den Altersbezügen ihres Gatten, was erst 1985 zu einigem Unmut in der Republik führte.

Ida Pfeiffer – Reisende des Biedermeier

Am Montag, den 15.10. 2018 um 9.05 wiederholt der Bayerischen Rundfunk  auf BR2 meine Sendung über Ida Pfeiffer. Die Sendung ist danach in der BR-Mediathek zu hören.
Ida Pfeiffer reiste in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch bis dahin unbekannte Gegenden der Welt, tat sich mit Missionaren und anderen Männern zu Reisegemeinschaften zusammen, traf vermeintliche Menschenfresser – zu ihnen fuhr sie allein, weil die Männer Angst vor dem Volksstamm hatten, sie korrespondierte mit Alexander von Humboldt, stritt sich mit der österreichischen Regierung um Reisezuschüsse und brachte unbekannte Tiere und Pflanzen mit nach Hause. Und sie wollte nicht akzeptieren, dass Menschen nur wegen ihrer unterschiedlichen Hautfarbe nicht die gleichen Rechte haben sollten. In der Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd“ war als Ankündigung für einen Vortrag zu lesen, „dass die Reisende von der Geografischen Gesellschaft Berlins berufen wurde, um vor jener „für die Wilden“ zu plädieren“.
„Der Weiße verlangt nach den Weibern und Töchtern der Wilden, er verhöhnt sein heiligstes, seinen Glauben, seine Götter. Er betrügt, übervorteilt ihn, wo immer er es nur vermag, ja, wenn es in seiner Gewalt liegt, jagdt er ihn von seinem heimathlichen Boden. Jede Regierung, sie mag englisch, holländisch, amerikanisch oder wie immer heißen, hat bei Eroberungen nichts anderes in Sicht als aus Land und Leuten zu ziehen und zu pressen, was nur möglich ist.“

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219a – der Kampf geht weiter

Wie einen Ehrentitel soll sie das Urteil tragen, hatte der Gießener Richter zu Kristina Hänel am Ende der Urteilsverkündung am 12.Oktober 2018 gesagt. Nun ja. Der Kampf geht in die nächste Runde. Der Weg hätte abgekürzt werden können, wenn der Richter der Verteidigung gefolgt wäre und das Urteil ausgesetzt hätte und somit den Weg direkt zum Bundesverfassungsgericht freigemacht hätte. Hat er aber nicht – vielleicht ist dieser Schachzug gar nicht so dumm. Denn so bleibt der Ball im Feld der Bundesregierung und die SPD-Ministerinnen Barley und Giffey müssen handeln. Die Rolle der unsachlichen Retro-Politiker spielen einmal mehr die Problembären der CSU und hinter ihnen die katholische Kirche. Für eine Kirche, deren Repräsentanten Kinder so sehr lieben wie die katholischen Priester, für die ist eine Abtreibung des Objekts ihrer Begierde, natürlich eine große Sünde!