In großen Lettern ruft die Bildzeitung heute – wen auch immer – auf, die Grenzen der EU zu schützen – vor wem auch immer. Vor den 1000 MigrantInnen, die gerade in Kälte und Nässe zwischen den Stacheldrahtrollen versuchen, nicht zu sterben?
Vielleicht lese ich immer zu viel Literatur, die in den 30er Jahren spielt, aber es ist ein dejà vu: Nato-S-Draht und martialisch aussehende, brutale GrenzsoldatInnen gegen Flüchtlinge, gegen Kinder und ihre Eltern, die bis vor Kurzem noch normale mittelständische Menschen waren. Nun völlig verdreckt ohne Schutz dem Wetter ausgesetzt, sehen sie aus wie diejenigen, die wir nicht in unseren warmen Stuben haben wollen. 9 Menschen haben diese Verhältnisse inzwischen nicht überlebt und es werden noch mehr.
Königstochter, Jüngste, mach mir auf! quakt der glibschige Frosch. Dem wurde schon im Märchen nicht aufgemacht. Bzw. als ihm aufgemacht wurde, flog er gegen die Wand: so wie im Märchen, sitzen jetzt auch Prinzessinnen und Prinzen zwischen allen Stühlen im osteuropäischen Wald. Was vergeben wir uns eigentlich, wenn wir mal „christlich“ handeln und ihnen aufmachen – wir Christen? Aber das hat ja schon mit den Kindern von Moria nicht wirklich funktioniert. Da wurden einige nach Deutschland geflogen und aus war es für den Rest des Kontingents.
Selbst der Brief der 4 Literaturnobelpreisträgerinnen verhallte ohne irgendein Echo. Noch nicht einmal die Kultursendungen beschäftigten sich damit, obwohl dort gerne und viele Tränen für die Menschen in Belarus vergossen werden.
Die haben allerdings den unschlagbaren Vorteil, dass sie eingesperrt sind und nicht irgendwann an der EU-Grenze auftauchen können – Ausnahme Frau Tichanowskja – standing ovation im Bundestag heute – so lange es nichts kostet – immer gern!
Das Problem ist in der Tat nicht Polen, sondern die EU als Ganzes, die die Bilder nicht sehen will, die sie selbst erzeugt, die das Elend nicht will, das sie selbst erzeugt!
Na dann, schöne Weihnachten – aber das ging ja letztes Jahr auch schon ganz gut trotz des Elends.