Böll, Ricarda Huch

Heinrich Böll: Der Engel schwieg. Der Roman kostet als Taschenbuch bei dtv 13 Euro

Katrin Lemke: Ricarda Huch, Die Summe des Ganzen – Leben und Werk

Lutz Klevemann: Smyrna in Flammen

Dörte Hansen: Zur See

Die Mörderbande von Pullach
Das Buch erscheint soeben im Berliner Christoph Links Verlag, hat 827 Seiten und kostet 65 Euro, als Kindle-Ausgabe kostet es 29,99 Euro. Mein SZ-Kollege Willi Winkler hatte Gelegenheit, das Manuskript über das, wie Sälter urteilt, „größte Demokratieverbrechen in der Geschichte der Bundesrepublik“ vorab zu lesen. Winklers Text darüber ist überschrieben mit „Die Mörderbande von Pullach“; er bietet ein bedrückend-eindrucksvolles Konzentrat der erschütternden Forschungen Sälters.

Anne Beaumanoir

„Was für ein Leben“ – so lautet der Titel des Nachrufs auf  Anne Beaumanoir. Anne Weber, die 2020 dieses Leben in einem Heldinnenepos würdigte und dafür den Deutschen Buchpreis bekam, ließ in der Süddeutschen Zeitung noch einmal dieses Leben mit den stärksten Höhen und Tiefen Revue passieren. Anne Beaumanoir ging als Jugendliche in den Untergrund und kämpfte gegen die Deutsche Besatzung in Frankreich. In den 50er Jahren empörte sie sich über die Nazi-Methoden der französischen Armee in Algerien und begann den NLF zu unterstützen: Als sogenannte Kofferträgerin transportierte sie Geld und als Kurierfahrerin transportierte sie wichtige Funktionäre der NLF in Frankreich. Während ihrer Tätigkeit für den Maquis kam sie immer ungeschoren davon. Als Fahrerin für die NLF wurde sie verraten und verhaftet. Ein Militärgericht verurteilte sie zu 10 Jahren Haft. Ihr gelang die Flucht. Allerdings musste sie bis zur Amnestie Ende der 60er Jahre warten bis sie wieder offiziell in Frankreich leben konnte.
Obwohl sie mit Haftbefehl gesucht wurde, konnte sie in der französischen Schweiz als  Neurophysiologin in einer Klinik arbeiten. Ihre Familie sah sie nur, wenn sie mit falschen Papieren über die Grenze nach Frankreich fuhr. Etwas, was einer erfolgreichen Widerstandskämpferin natürlich nicht schwer fiel. Anne Beaumanoir starb am 4. März im Alter von 98 Jahren.

Anne Weber: Annette, Ein Heldinnenepos, Matthes&Seitz, Berlin, 2020, 208 Seiten, 22 Euro
Anne Weber ist gerade auf Lesereise in Süddeutschland mit ihrem Heldinnenepos.

27. Januar zum 2.

An die Lebenserinnerungen von Germaine Tillion kam ich, weil ich zur Zeit fast alles lese, was mit dem Algerienkrieg zu tun hat. Und Germaine Tillion hat nicht nur das KZ Ravensbrück überlebt, sondern auch den Algerienkrieg.
Im August 1942  wird sie als Widerstandskämpferin verhaftet und in Frankreich über ein Jahr eingeknastet. Im Oktober 1943 wurde sie nach Ravensbrück deportiert –  gemeinsam mit ihrer Mutter, die allerdings im März 1945 bei einer der vielen Selektionen als alt und unbrauchbar in der Gaskammer umgebracht wurde. Nur kurze Zeit später – im April 1945 – wurde Germain Tillion mit über 7000 anderen Frauen vom schwedischen Roten Kreuz unter Folke Bernadotte befreit und nach Schweden gebracht. Germaine Tillion ist Ethnologin und verfasst u.a. ihre ethnologischen Studien auch in Ravensbrück. Es gelingt ihr, das Manuskript mit nach Schweden zu nehmen. Es ist eine der ersten Veröffentlichungen über das KZ und die Abläufe dort. Diese Arbeit hilft ihr zu überleben. Germaine Tillion ist sich sicher, dass sie ohne die Rettungsaktion und ohne ihre Netzwerke im Lager nicht überlebt hätte. Sie starb kurz vor ihrem 101. Geburtstag im April 2008.
Germaine Tillion „Die gestohlene Unschuld“ , Aviva Verlag, 336 Seiten, 22,00 Euro, mit einem Vorwort von Mechthild Gilzmer

27. Januar

Letztens bekam ich „Die Bertinis“ in die Hände. Es stand in unserem öffentlichen Bücherschrank. Die 782 Seiten von Ralph Giordano lassen sich nur lesen, weil man weiß: die Kernfamilie überlebt den Holocaust. Ansonsten ist das Miterleben der vielen kleinen Schritte von einer deutsch-italienischen Musikerfamilie bis zu von Ratten angefressenen, abgemagerten Jammergestalten – obwohl geschützt und ernährt von vielen Freunden – nicht zu ertragen. 40 Jahre hat Ralf Giordano mit diesem Teil seiner  Familiengeschichte gerungen. Wer wissen will, wie das Leben im NS-Reich in der deutschen Volksgemeinschaft (Gauland: Fliegenschiß) war, muss die Bertinis lesen.
Ralph Giordano, Die Bertinis, Fischer Verlag, 1982, inzwischen in der 25.Auflage auch als Fischer TB