Ethel Smyth

Das wahrscheinlich bekannteste Werk der englischen Komponisten Ethel Smyth ist die Hymne der Suffragetten: „The March of the women“. Den Text schrieb die Dichterin und Journalistin Cicely Hamilton.  Eine  Aufführung dieses Liedes der besonderen Art fand statt, nachdem zahlreiche britische Frauenrechtlerinnen 1912 im Londoner Gefängnis Holloway inhaftiert wurden. Der britische Dirigent Thomas Beecham, besuchte damals die Komponistin Smyth im Gefängnis: Ich kam im Gefängnishof an und fand die edle Gruppe der Märtyrerinnen vor, wie sie dort auf und ab marschierten und mit Herzenslust ihr Kriegslied „March of the Women“ sangen, während die Komponistin wohlwollend aus einem der oberen Fenster zusah und dazu mit bacchantischer Energie den Takt mit einer Zahnbürste schlug. rauen
Komponiert hatte Ethel Smyth die Hymne 1910, um die  Haftentlassung der vielen Frauen zu feiern, die am Schwarzen Freitag verhaftet worden waren.
Viele Jahre später, 1930, als der Kampf endlich gewonnen war, wird zu Ehren von Emmeline Pankhurst vor dem britischen Parlamentsgebäude eine Statue errichtet. Bei der feierlichen Enthüllung spielt das Orchester der Londoner Polizei unter Leitung von Ethel Smyth die Hymne der Suffragetten „March of the Women“.
Im Verlag Ebersbach und Simon erscheint im August 2023 die Biografie von Ethel Smyth. Herausgegeben und übersetzt von Heddi Feilhauer, 238 Seiten, 24,00 Euro.

Mein Feature trägt den Titel:
Die Suffragetten – der erbitterte Kampf ums Frauenwahlrecht in England
1910 berichteten weltweit  Zeitungen über zusammengeschlagene Frauen, denen das Blut auf ihre weißen Kleider tropfte. Am „Schwarzen Freitag“ war es vor dem Parlament in London zu den ersten blutigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrantinnen für das Frauenwahlrecht gekommen. In keinem anderen Land nahm dieser  Kampf derartige Formen an wie in England. Die Staatsmacht reagierte mit nie dagewesener Brutalität. Warum wehrte sich das Land mit der längsten  parlamentarischen Tradition in Europa so vehement gegen das Recht der Frauen genauso wie Männer die Abgeordneten des Parlaments zu wählen?

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Anna Politkowskaja

Am 16. September 2023 erschien die Biografie über russisch-amerikanische journalistin Anna Politkowskaja, geschrieben von ihrer Tochter Vera, die ebenfalls Journalistin ist. Sie lebt und arbeitet allerdings im Exil, in Österreich.
Ich habe 2007 einen Beitrag für die Deutsche Welle gemacht, in dem es um das „Weltweite Lesen und Gedenken am Jahrestag der politischen Lüge“ ging. In 2007 wurde an Anna Politkowskaja gedacht, die am 7. Oktober 2006 in Moskau ermordet wurde. In 2015 verjährte das Verbrechen.
Anna Politkovskaja beschrieb in ihren Artikeln den Kriegsalltag in Tschetschenien, zum Beispiel in ihrer Reportage „Machkety. Ein Konzentrationslager mit kommerziellem Einschlag:„Mir wurde ein Brief übergeben, geschrieben von 90 Familien aus mehreren Siedlungen des Kreises Vedenow, aus Machkety. In dem Schreiben bitten mehrere Hundert Menschen inständig, ich möge mich dafür einsetzen, dass sie schnellstmöglich aus Tschetschenien herausgebracht werden. Weil sie das alles nicht mehr ertragen können, den ständigen Hunger, sie entsetzliche Kälte, das Fehlen medizinischer Versorgung, jedweder Verbindung zur Welt und die brutalen Strafaktionen der russischen Soldaten, die am Rande Chotune stationiert sind. Die in dem Brief geschilderten Fakten schienen unglaublich. Also begann ich am 18. Februar 2001 meine Reise dorthin.“

Anna Politkowskaja schildert in ihren Berichten die Verzweiflung der Zivilbevölkerung, die zwischen Rebellen und russischer Armee aufgerieben wird. Machkety ist das Konzentrationslager, in dem Kinder mit ansehen müssen wie ihre Großmutter bei ihrer Verhaftung von Soldaten über den Boden geschleift, gefoltert und in eine Grube geworfen wird. In dieser Grube muss sie solange auf dem blanken Boden ausharren, bis das Lösegeld für sie bezahlt wird. Die einzelnen Familien können die geforderten Summen schon lange nicht mehr aufbringen, die Dorfgemeinschaft legt zusammen. Schließlich kann es wahllos jeden und jede treffen. Das ist gemeint, wenn es in der Überschrift heißt: „ein Konzentrationslager mit kommerziellem Einschlag“.

An über 100 verschiedenen Orten weltweit wird aus den Büchern von Anna Politkowskaja vorgelesen: im kleinen Café an der Ecke, in Schulen, in Buchhandlungen, in Rundfunkstudios und im Europäischen Parlament. Organisiert hat sie Peter Schreiber, Leiter der Peter-Weiss-Stiftung in Berlin: „Wir wollen mit diesem Jahrestag der politischen Lüge Texte in den Vordergrund rücken, die einen aufklärerischen Charakter in hohem Maße haben. Das haben die Reportagen von Politkowskaja. Es gab niemanden, der dermaßen wahrhaftig die Wirklichkeit des Krieges in Tschetschenien analysierte, darüber berichtete und dabei bis in die Details ging.“ Grund genug, ihre Texte bekannter zu machen, meint Schreiber.
Angefangen hatte alles mit einem Artikel von Eliot Weinberger, der die Verlautbarungen der US-amerikanischen Regierung zum Beginn des 2. Irakkrieges zusammengetragen hat. „Was ich hörte vom Irak“ wurde am 20. März 2006 an 47 Veranstaltungsorten vorgetragen: in Australien, den USA, Deutschland, Griechenland, im Libanon, in Großbritannien, den Niederlanden, Italien, Luxemburg, Indien und der Schweiz. In diesem Jahr sind einige Länder dazu gekommen und das Programm ist vielfältiger geworden, sagt Peter Schneider. So veranstaltet zum Beispiel ein Stadtbezirk in Bologna eine Tagung zum Jahrestag der politischen Lüge, mehrere Radiostationen auf der ganzen Welt strahlen die Reportagen aus.

Schüler und Juristen sollen aufmerken

Die wichtigsten Zuhörer sind für Peter Schreiber Schülerinnen und Schüler: „Es ist wichtig, dass man die Wirklichkeit des Krieges in Tschetschenien und das Wissen darüber in die Schulen und in die Köpfe der jüngeren Leute bringt, um Verständnis über das, was da passiert, zu verbreiten. Aber natürlich sollen auch juristische Kreise erreicht werden. Ich jedenfalls frage mich, wann eine Klage gegen Putin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag möglich ist. Wer entscheidet eigentlich Klagen gegen den Staatspräsidenten Russlands?“Peter Schreiber glaubt fest daran, dass auch im nächsten Jahr der Jahrestag der politischen Lüge begangen werden muss, weil aktuelle Ereignisse irgendwo auf der Welt wieder spektakuläre Lügen ans Licht bringen werden.

mal wieder Kultur

Bis Mitte Mai ist in Hamburg noch die Ausstellung von Bildern von Gabriele Münter im Bucerius Kunstforum zu sehen. Es ist zwar nur eine kleine Auswahl ihrer Bilder, aber sehr schön gehängt und ausgesprochen gut ausgeleuchtet. Zentral natürlich das Portrait von Marianne Werefkin: die Frau mit dem großen bunten Hut von 1909.

Das Münter Haus in Murnau
Das Haus von Gabriele Münter in Murnau kann man besichtigen. Allerdings hängen dort keine Bilder von ihr auch nicht ihren langjährigen Lebensgefährten Kandinsky. Ich war im April 2018 an einem wunderschönen (fast zu warmen) Frühlingstag dort. Anschließend kühlte ich meine Füße im Staffelsee. 

Kollegen bei der Arbeit

Für mich ist er einer der unangenehmsten Jobs, die es für ReporterInnen gibt: SportlerInnen direkt im Ziel oder nach Abpfiff eines Spiels zu befragen. Die Leute sind in aller Regel bis zum Abwinken erschöpft und die meisten wissen nichts mehr von dem, was sie gerade gemacht haben. Ich glaube Rolf Töpperwien war der Erfinder dieser in aller Regel schrecklichen und inhaltsleeren Wortwechsel mit Mikrofon. Als erfahrener TV-Journalist hätte Nils Kaben an diesem Abend (es war ja fast Mitternacht) schon bei der 1. Antwort von Toni Kroos den Braten riechen müssen: „Ja, da gibt es nichts mehr hinzuzufügen!“ Uih, da war das Eis schon sehr dünn. Noch so ne geschlossene, selbst beantwortete Frage und es rumst. Toni Kroos reißt sich noch mal zusammen, erzählt das mit seinen drei Kindern, und dass sie im CL Finale nicht gegen ne Dorfmannschaft gespielt haben. – Da hätte der Koll. Kaben eigentlich Schluss machen müssen. Er kann nicht von Kroos erwarten, dass der ihm sagt: Als wir merkten, dass die Liverpooler besser sind als wir, haben wir sie auflaufen lassen, hinten dicht gemacht, einen Riesen ins Tor gestellt und auf Konter gehofft. Bela Rethy hat noch versucht dem Kollegen den Arsch zu retten und erklärt, was der eigentlich fragen wollte. War sehr kollegial. Aber der Rest der Meute würde sich auf den Pechvogel stürzen.
Interessant fand ich die Einteilung der Fragen in negative und positive. Negative sind normale Fragen, oder? Die positiven sind Lobhudelei, die nur mit ja bestätigt werden müssen. Mertesacker ist auch schon mal „negativ“ befragt worden…..  Alles nicht so einfach.
Die alte Reporterin kann nicht einfach nur ferngucken.