An die Lebenserinnerungen von Germaine Tillion kam ich, weil ich zur Zeit fast alles lese, was mit dem Algerienkrieg zu tun hat. Und Germaine Tillion hat nicht nur das KZ Ravensbrück überlebt, sondern auch den Algerienkrieg.
Im August 1942 wird sie als Widerstandskämpferin verhaftet und in Frankreich über ein Jahr eingeknastet. Im Oktober 1943 wurde sie nach Ravensbrück deportiert – gemeinsam mit ihrer Mutter, die allerdings im März 1945 bei einer der vielen Selektionen als alt und unbrauchbar in der Gaskammer umgebracht wurde. Nur kurze Zeit später – im April 1945 – wurde Germain Tillion mit über 7000 anderen Frauen vom schwedischen Roten Kreuz unter Folke Bernadotte befreit und nach Schweden gebracht. Germaine Tillion ist Ethnologin und verfasst u.a. ihre ethnologischen Studien auch in Ravensbrück. Es gelingt ihr, das Manuskript mit nach Schweden zu nehmen. Es ist eine der ersten Veröffentlichungen über das KZ und die Abläufe dort. Diese Arbeit hilft ihr zu überleben. Germaine Tillion ist sich sicher, dass sie ohne die Rettungsaktion und ohne ihre Netzwerke im Lager nicht überlebt hätte. Sie starb kurz vor ihrem 101. Geburtstag im April 2008.
Germaine Tillion „Die gestohlene Unschuld“ , Aviva Verlag, 336 Seiten, 22,00 Euro, mit einem Vorwort von Mechthild Gilzmer