Warum sehen so viele Roboter aus wie Frauen? Warum haben sie weibliche Namen und eine weibliche Stimmen wie Cortana oder Alexa? Die Frage, warum die SexBots aussehen wie Frauen ist, leicht zu beantworten. Und die Antwort lässt Schlüsse zu, schreibt Laurie Penny, wie die heutige Gesellschaft Frauen und Arbeit begreift. Alles nachzulesen in den Essays der britischen Feministin. Es ist zwar in groben Zügen ein Nachdruck ihrer Internet-Aktivitäten, aber das tut dem Buch keinen Abbruch. Leute wie ich lieben gebundene Bücher – dem Nautilus Verlag sei Dank! Vieles, was die inzwischen 30-jährige Aktivistin anprangert, ist so tief im patriarchalen Denken verankert, dass es ständig und immer wieder gesagt werden muss. Einige Beispiele: Die Sehnsucht, die weibliche Sexualität zu kontrollieren: Donald Trump findet, Frauen sollen für eine Abtreibung bestraft werden. Die pro-life Bewegung, die Laurie Penny als „Zwangsgeburtsbewegung“ bezeichnet, wird ja auch in Deutschland dank der AFD in den nächsten Bundestag einziehen. Apropos AFD. Gewalt gegen Frauen ist kein Kavaliersdelikt, auch sprachliche Gewalt nicht! Solange AFD Politiker wie Herr Gauland unliebsame Frauen im Irgendwo entsorgen wollen, solange braucht es Stimmen wie Laurie Penny. Denn Männer, die Frauen den Krieg erklärt haben, können ziemlich schnell an die Macht gelangen – wie der Wahlkampf in den USA zeigte. Neu sind die Texte, in denen sich Laurie Penny mit faschistischen Strömungen wie den Männern der „Alt-Right“ Bewegung auseinandersetzt. Etwa wenn sie sinngemäß schreibt. Wie war das eigentlich 1933 für die normalen Deutschen, wenn sie sich das Gezeter von der neuen Weltordnung anhörten. Wie viele senkten den Kopf und wollten den Neuen eine Chance geben. Wie viele versuchten, das abgrundtief Gewissenlose als normal zu begreifen. weil ihnen sonst nur Verzweiflung geblieben wäre?“ Die Nautilus Flugschrift „Bitch Doktrin. Gender, Macht & Sehnsucht“ ist ein Parforceritt durch die heutige politische Landschaft. Sprachlich – wie immer – brillant und auf den Punkt gebracht. Vielleicht erhören ja einige aus der Ecke derjenigen, die nicht weiß und männlich sind, den Weckruf der Feministin, vertauschen ihre Komfortzone mit dem rauen Klima der Realität und werden eine Bitch! Und gehen zum Beispiel am Sonnabend, den 16. September auf die Straße zum Marsch für Leben und Liebe, und gegen die bigotten bibeltreuen Christen, die Frauen vorschreiben wollen, ob sie Kinder bekommen und wenn ja wie viele.
Laurie Penny, Bitch Doktrin, Nautilus Flugschrift, 2017, 318 Seiten, 18,00 €