Tod einer Journalistin

Shirin Abu Akle war nicht irgendeine Reporterin. Sie war die berühmteste, die es seit 25 Jahren wagte den israelischen Soldaten, Polizisten oder welchen Kindern, da auch in Uniform auftraten, auf die Finger oder besser auf die Gewehrläufe zu schauen. Das hat sie auch im Flüchtlingslager  Dschenin gemacht als zum tausendsten Mal dort eine der berüchtigten Razzien stattfanden. Sie trug Helm und Splitterschutzweste und wurde offensichtlich ins Gesicht geschossen – hingerichtet, wie Augenzeugen bekunden. Dass ab und zu auch mal die Hamas derartige Erschießungen vornimmt, wissen diejenigen, die sich mit diesem Dauerkonflikt seit den 40iger Jahren beschäftigen. Aber im Fall Shirin Abu Akle war es wohl ein überforderter israelischer Soldat, der den Mord beging.
Den israelischen Behörden war das aber noch nicht genug. Selbst im Tod ließ man die Frau nicht in Ruhe. Polizisten griffen sogar die Sargträger bei der Trauerprozession an. Man ist zwar allgemein entsetzt über so viel Brutalität, aber das liegt vor allem daran, dass man sich – vor allem im Westen – schon lange abgewöhnt hat, über den palästinensischen Alltag Gedanken zu machen. Die einen gelten als Menschen 2. Klasse, von denen immer eine Gefahr ausgeht. Die anderen sind Jugendliche – meist direkt von der Schulbank – auf deren Schultern die gesamte Sicherheit Israels lastet. Dass diese jungen Leute ein Sicherheitsrisiko sind, ist klar. Den Preis zahlen die Palästinenser.
Und dann die Berliner Behörden, denen das Gedanken an die Vertreibung von 750 000 Menschen aus ihrer Heimat, seit 1948 ein Dorn im Auge ist, so dass alle Veranstaltung zum Gedenken an die Naqba  verboten werden. Und bei der Gelegenheit wird auch das öffentliche Trauern um eine Reporterin einfach mal verboten.  Nach dem Motto: war das was?