Im Rahmen von G20 scheint alles erlaubt zu sein. Es spielen sich inzwischen Szenen ab, wie in den USA, wenn weiße Polizisten über ihre Mitbürger herfallen.
Gut dass es die Gruppierung „Bürgerinnen beobachten die Polizei“ gibt. Davon werden zwar die Misshandlungen nicht ungeschehen gemacht, aber wenigstens werden die Taten der Greiftrupps dokumentiert. So etwas hat u.a. in Israel an den Checkpoints Tradition. Dort ist die Gruppe Machsom-watch aktiv und dokumentiert das Verhalten der in der Regel jungen israelischen Soldaten gegen Palästinenser. In Deutschland geht es gegen Deutsche. Damit die Allgemeinheit nicht mit den Verfolgten sympathisiert, werden kritischen aktive Menschen schnell pauschal als Mitglieder des „Schwarzer Blocks“ denunziert. In Göttingen hat es den Sohn des Kreistagsabgeordneten Ramaswamy erwischt. Einige Tage vor der Demo hatte ein Rollkommando der Polizei das Haus der Familie heimgesucht. Gegen diese Razzia demonstrierten 600 Menschen. Dass ausgerechnet bei der Soli-Demo der Sohn der Geschädigten den Rechtsstaat so körpernah zu spüren bekam, hat schon was: Er wurde am Kopf im Würgegriff hinter eine Polizeikette gezerrt. Die Verletzungen waren beabsichtigt. Der Geschundene verlor das Bewusstsein.
Die Bürgerrechtsorganisation „Bürgerinnen beobachten die Polizei“ veröffentlicht auf ihrer Homepage folgenden Bericht:
„Am Samstag, den 09.12.2017 fand in Göttingen die Demonstration „gegen G20 Repressionen“ mit ca. 600 TeilnehmerInnen statt. Kurz vor Ende der Demonstration kam es durch Beamte der Braunschweiger Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit zur Festnahme eines Ordners. Dieser hatte sich während der Demonstration in angespannten Situationen mehrfach deeskalierend verhalten.
Er wurde am Kopf im Würgegriff hinter eine Polizeikette gezogen und auf den Boden fallen gelassen. Anschließend wurde er von einem auf ihm knienden Polizisten zu Boden gedrückt. Wenig später wurde er an den Armen über den Boden geschleift und eine knappe Minute später auf der Straße abgelegt.
Nach äußerem Eindruck hatte der Festgenommene Bewusstseinsstörungen: Er war nicht ansprechbar und nicht in der Lage selbständig zu gehen. Trotzdem wurde er ein zweites Mal über den Boden zu einem Polizeibus geschleift. Etliche Personen, darunter die Mutter des Verletzten, wurden daran gehindert, Erste Hilfe zu leisten.
Umstehende forderten die Polizei minutenlang vehement auf, einen Notarzt zu rufen. Ein anwesender Arzt wurde nicht zu dem Verletzten gelassen. Schließlich wurde der Verletzte ohne ärztliche Erstversorgung in einem Polizeibus abtransportiert.
Die Grüne Jugend fordert eine umfassende Erklärung des Polizeipräsidenten. „Hier findet aktuell eine fatale Enthemmung polizeilichen Handelns statt. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit werden gerade mit Füßen getreten.“
Eine Beobachterin der Bürgerrechtsorganisation „BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz“ dokumentierte das Geschehen über zehn Minuten und ist fassungslos über das Vorgehen der Polizei: „Es ist verantwortungslos und unerträglich, einen verletzten und möglicherweise bewusstlosen Menschen über die Straße zu zerren, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt am Boden liegen zu lassen und ärztliche Hilfe zu verweigern.“
Dieser Fall unterstreicht ein weiteres Mal die dringende Notwendigkeit einer individuellen Kennzeichnung von PolizistenInnen im sogenanntem geschlossenen Einsatz und einer tatsächlich von Exekutivorganen unabhängigen Beschwerde- und Untersuchungsstelle, die derartigen Übergriffen effektiv nachgehen könnte.