Der Spahn des Tages

Es ist doch unglaublich. Erst verdienen die Amigos Millionen Euro an den Maskendeals und dann verteidigt der BMG das auch noch mit der Ausrede, man hätte schnell handeln müssen. Da lag es natürlich nahe, dass man auch den eigenen Ehemann an den Geschäften beteiligte. Nur weil man Seit Anfang Januar 2020 den Schuss nicht gehört hat.

Und das obwohl inzwischen sehr schön nachgewiesen wurde, dass das Gesundheitsmysterium monatelang alle Warnungen, Angebote und ähnliches in den Wind schlug. Bis auf das Außenministerium von Heiko Maas  muckerte scheinbar niemand in den Monaten Januar und Februar  2020, was da los ist in der Welt. Und dass es in Deutschland zu wenig Masken und anderes Schutzmaterial für den Fall der Fälle gab, war 2016 bekannt. Und jetzt stellt sich Minister Spahn hin, und tut so als hätte er von gewusst. Wahrscheinlich ist sogar richtig. Von einem Bankangestellten kann man nämlich Fach- und Sachkunde nicht erwarten, wenn es drauf ankommt. Er hatte ja schließlich auch anderes im Kopf. Er wollte CDU-Vorsitzender werden, Immobiliengeschäfte machen, den §219 a im BGB behalten – koste es was es wolle, höchstrichterliche Urteile ignorieren – wie im Falle der Sterbehilfe – auch da – koste es was es wolle. Da sind Seuchen nun wirklich nebensächlich.

Christoph Hickmann, Martin Knobbe und Veit Meddick (Hg.)
Lockdown – wie Deutschland in der Coronakrise knapp der Katastrophe entkam
DVA, 312 Seiten, November 2020, 22 Euro

Dieses Buch liest sich wie Gruselkrimi. Ohne den Krisenstab von Heiko Maas wäre alles noch viel schlimmer gekommen. Auch der Seehofer konnte sich auf seinen Instinkt verlassen. Nur leider hat der Katastrophenschutz, der zum Innenministerium gehört, nicht wirklich vorausschauend gearbeitet. Das BMG musste zum Jagen getragen werden. – Ein sehr schönes Tagesbuch!

 

 

 

Jüdisches Leben: 321 – 2021

Ziel des Festjahres 2021 ist es, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen und dem erstarkenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen. Als mein Beitrag dazu bringt der Bayerische Rundfunk in der Reihe „br wissen“ mein Feature über das Leben des Bankiers Samuel Oppenheimer um 1700 herum.
Samuel Oppenheimer war der Finanzier des Habsburger Kaisers Leopold. Er war Hofjude bzw. Hoffaktor der ersten Generation. Ende des 17. Jahrhunderts begann der Handel mit Wechseln und auch die ersten „Badbanks“ entstanden. Samuel Oppenheimer hat fast alle Kriege des Habsburger Kaiserhauses mit Hilfe seines ausgeklügelten, europaweiten Netzwerks vorfinanziert. Doch der Kaiser bezahlte selten Oppenheimers Rechnungen pünktlich, und so musste sich der Hoflieferant seinerseits die Gelder leihen, um die Lieferungen für Heer und Hof zu bezahlen. Oppenheimers System basierte vor allem auf seinem guten Ruf. Als er im Mai 1703 im Alter von 72 Jahren in Wien starb, löste das ein Erdbeben in der Finanzwelt der damaligen Zeit aus.
br wissen, 17. Mai 2021 um 9.00 Uhr – danach auch im podcast. 

„Das ist bei uns….

…nicht möglich“ ist der Titel eines 1935 in den USA erschienen Buchs von Sinclair Lewis. Es bewies, dass eine Machtübergabe an den Rechten Mob nicht nur in Deutschland möglich war, sondern sehr wohl auch in den USA. Das Buch wurde neu aufgelegt und erschien 2017 im Aufbau Verlag und nimmt einiges (dankenswerterweise nicht alles) vorweg, was in den Jahren 2017 bis 2021 in den USA unter Trump passierte. Vor allen Dingen das Erstarken des faschistischen Mobs, der nicht nur aus QAnon-Leuten und Proud Boys besteht. QAnon-Anhänger finden sich übrigens auch vermehrt in Deutschland. Wer sie sind und wie sie aussehen und wer dazu gehört, lässt sich im Netz erfahren. Einige der berühmtesten waren jetzt beim Sturm auf das Kapitol dabei: Der Mann mit den Büffelhörnern, Jake Angelli, ist einer bekanntesten. Wären sie nicht so gefährlich, könnte man denken, man sei bei einer Faschingsveranstaltung. Übrigens zählen auch die beiden republikanischen BewerberInnen um die Senatssitze in Georgia, Loeffler  und Perdue zur QAnon-Bewegung. Gut dass sie verloren haben. Trump hat ja noch ordentlich die Werbetrommel für sie gerührt, war aber wohl eher kontraproduktiv.
Ich hoffe, die Zeit ist jetzt vorbei, in der man nachts gebannt zwischen CNN, BBC und AlJazeera hin und her schaltet, um mitzukriegen, was in den USA gerade abgeht.
Ein amtierender Präsident ruft zum „Besuch“ des Kapitols auf, um den Republikanischen Abgeordneten auf die Finger gucken. Mich haben die Bilder auch ein wenig an die Nummer vor dem Reichstag erinnert. Vor allem die überforderte Polizei. Aber in Berlin konnte der rechte Mob draußen gehalten werden. Da brauchte es schon schriftliche Einladungen von AFD-Abgeordneten, damit die Geisterfahrer Zutritt zum Parlamentsgebäude erhielten.
Wie sagte Jürgen Trittin im Deutschlandradio: Es wird Zeit, dass mehr Leute, das Gerede der extremen Rechten – nicht nur – in den USA ernst nehmen. Und wenn 10 ehemalige Verteidigungsminister vor einem „Coup“ am 6. Januar warnen, dann ist das nicht irgendwie so dahin gesagt. Die Nachfrage des Moderators war einfach großartig: Ja, haben Sie das denn ernst genommen? Antwort: Ja, und man sieht ja auch, dass die Warnung berechtigt war.“
Die Nationalgarde war übrigens am 6. Januar 2021 im Stadtgebiet von Washington. Nur um sie auf das Kapitol zu beordern, musste der Befehl aus dem Kapitol kommen, da reicht der Arm der Bürgermeisterin nicht. Am Ende war es Mike Pence, der den entsprechenden Befehl gab. Da waren aber schon vier Angreifer tot.
Sinclair Lewis: „Das ist bei uns nicht möglich“ Aufbau Verlag. 14,00 Euro

Brautraub…..im alten Burgund

frisch aus der Bücherpresse. Diese Mär vom Brautraub hält sich hartnäckig im männlichen Hirn.
Balduin hatte dem Enkel Karls des Großen seinen Willen aufgezwungen, indem er dessen Tochter Judith entführte, wobei allerdings anzumerken ist, dass sie sich nicht ernsthaft gesträubt hatte. Das Entführen edler Damen war im Mittelalter eine bewährte Methode, eine Heirat gegen den Willen von deren Eltern durchzusetzen, und sie bescherte dem energischen Balduin Frau und Gau.“ Woher der Autor das wohl wissen will.
Bis hierhin hab ich das neue – vielgelobte – Buch über die Burgunder gelesen – danach hatte ich genug. Dass es sich hier lediglich um den männlichen Teil der burgundischen Geschichte handeln würde, war mir recht schnell klar, aber dass dann auch noch die Nummer mit „legalen Brautraub“ aufgetischt wurde, ist doch ein Beleg, dass sind nichts ändert bei den Nachkommen der Räuber. Auch 500 Jahre inklusive Aufklärung und diverse Frauenbewegungen später – nicht.
Dieses Buch braucht kein Mensch!