Wie die Frauen heute ausgesehen haben und was sie anhatten zur Eröffnung der 21. Bundestagslegislatur, weiß ich nicht.
Ich weiß nur, dass vor 11 Jahren viele im Röckchen mit Highheels gekommen waren.
Am 27. Oktober 2009 hatte ich am Rande der konstituierenden Sitzung des 17. Bundestags eine Verabredung im Kasino des Reichtags. Es war gut besucht an diesem Tag, die Leute waren gutgelaunt. Alle hatten sich „schick“ gemacht. Auch „meine“ Bayerische Bundestagsabgeordnete mit der ich einiges in Sachen reproduktive Gesundheit zu besprechen hatte. Etwas abgelenkt wurde ich durch die Kleiderordnung der Damen. Mir war noch nie so deutlich aufgefallen, dass die durchschnittliche weibliche Abgeordnete Kleidergröße 34 trug. Klein und zierlich – das waren wohl die Kriterien, nach denen die Politikerinnen ausgesucht worden waren. Die gestandene Frauensperson war nicht gefragt. Darüber hinaus waren sie alle im Röckchen gekommen – im Minirock. So als hätte es den Kampf um die Hose der Mandatsträgerinnen nicht gegeben. Auf der Homepage des wdr fand ich folgenden Text:
15. April 2020: Vor 40 Jahren: Erster Auftritt einer Frau mit Hosen im Bundestag:
Schuld an dem Skandal war ein Mann. Richard Jaeger, CSU, wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die Todesstrafe auch „Kopf-ab-Jaeger“ genannt, kündigte wenige Wochen zuvor im Kollegenkreis an, niemals würde er es einer Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten. Geschweige denn, eine Rede zu halten. Bundestagsvizepräsidentin Liselotte Funcke, FDP, beschließt, nun gerade müsse eine Frau in Hosen erscheinen. Wegen Figurproblemen übernimmt sie die Aufgabe aber nicht selbst. Die gertenschlanke Lenelotte von Bothmer, eine von 34 weiblichen Abgeordneten in dieser Wahlperiode und eigentlich überzeugte Rockträgerin, erklärt sich bereit.
Ein halbes Jahr später, am 14. Oktober 1970, hält die Hinterbänklerin aus Isernhagen bei Hannover ihre erste Rede. Zum zweiten Mal hat sie die Hosen an. Der Saal tobt, es hagelt Zwischenrufe von allen Seiten, einer schreit: „Die erste Hose am Pult.“ Lenelotte von Bothmer erinnert sich in einem Interview an den Moment: „Und tatsächlich saß Herr Jaeger auf dem Präsidentenstuhl und guckte grimmig, aber hatte kein Recht, irgendetwas zu sagen. Die Situation hat mich nervös gemacht, vor allem weil ich meine Rede in dieser Verkleidung halten musste.“ Frau von Bothmer bleibt noch bis 1980 Mitglied des Deutschen Bundestags. Zu ihrem Unwillen war der Hosenanzug, mehr als ihre politische Arbeit, stets ihr Markenzeichen.