Wer bekommt die Rute?

Zwischen Nikolaustag und Weihnachten ist die richtige Zeit, um Ruten zu verschenken. Vor allem kranke und arme Menschen bekommen Hiebe statt Liebe. Der Verein „sanktionsfrei“ hat mal zusammen gestellt, was da am 10. Dezember von unseren sogenannten  MittelständlerInnen von CDU und SPD so alles beschlossen wird in Sachen Drangsalierungen:
Liebe Leute“, schreibt das sanktionsfrei Team, 
„die Koalition hat den finalen Gesetzentwurf vorgelegt, der am 10.12. vom Kabinett abgesegnet werden und anschließend zur Abstimmung in den Bundestag gehen soll. Die beschlossenen Punkte bedeuten massive Entrechtungen für Menschen in Armut und einen Frontalangriff auf die Würde der Betroffenen. Die Koalition geht sogar über die Sanktionspraxis zu Hartz-IV-Zeiten hinaus. Geplant sind unter anderem folgende Änderungen:
Terminversäumnisse:
30% Sanktion nach zwei verpassten Terminen
100% Sanktion (Regelsatz) nach drei verpassten Terminen
Entzug von Regelsatz und Miete nach vier verpassten Terminen“
Das verfassungswidrig und das weiß die Koalition auch und fördert Obdachlosigkeit. Scheinbar wollen die Christen alles Parteien, dass Armut in Form von Zeltlagern in den Städten sichtbar wird.
„Pflichtverletzungen:
3
0% Sanktion nach der ersten Pflichtverletzung
100% Sanktion (Regelsatz) bereits bei der ersten  Ablehnung eines Arbeitsangebots!  z.B. Bullettenbraten bei McDonald.
Darüber hinaus soll das Schonvermögen verringert, die Karenzzeit für die Miete abgeschwächt und der Vermittlungsvorrang wieder eingeführt werden. Außerdem wird der Kooperationsplan wieder einseitig vom Jobcenter, wenn nötig, per Verwaltungsakt festgesetzt.
Es wurde viel betont, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen bei den neuen Sanktionsregelungen geschützt werden sollten. Aber letzte Woche kam noch die Verschärfung hinzu, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen künftig persönlich beim Jobcenter vorsprechen sollen, um eine Sanktion nach einem verpassten Termin zu verhindern! Alles unter dem Vorwand, es dadurch für die Betroffenen einfacher zu machen, da sie so nicht schriftlich Stellung nehmen müssen. Das ist blanker Hohn.
Wer solche Regelungen schreibt, ist in der privilegierten Position, nicht zu wissen, was psychische Krankheiten eigentlich bedeuten. Vielen Menschen ist es unmöglich, regelmäßig ihre Post zu öffnen – und wie soll man persönlich zur Anhörung erscheinen, wenn man es nicht einmal zum Termin schafft? Die SPD muss das alles verhindern!“

Das, was in Sachen Bürgergeld geplant, ist heute schon Realität bei  GrundsicherungsempfängerInnen. Wenn völlig willkürlich und an der Lebenswirklichkeit vorbei von Kreistagen  Obergrenzen für Wohnkosten festgesetzt werden, müssen kleine und große Beträge aus dem Regelsatz bestritten werden: (561,00).  Darüber hinaus lesen sich die Bescheide (Aufforderung zur Kostensenkung) als wenn die Betroffene selbst Schuld sind an ihrer Misere. Die Ämter machen ja Vorschläge. Die stammen aber aus irgendeinem Kabarettprogramm: Da soll ein Zimmer untervermietet werden oder (natürlich) ne billigere Wohnung gesucht werden (mit monatlichem Nachweise der Bemühungen und das auch bei psychisch Kranken.) Ganz großartig ist auch der Vorschlag, der oft nur mündlich gemacht wird: beim Vermieter nachfragen, ob der nicht die Kaltmiete senken kann.  Am Ende klingt das wie die Vorstufe, zu dem was die „Mittelstands“Koalition unter dem steuersubventionierten Privatflieger Merz sich auch noch ausgedacht hat: GrundsicherungsempfängerInnen sollen künftig ihre Vermieter anschwärzen, wenn z.B. Wohnungsbaukonzerne wie Vonovia die Mietpreisbremse nicht einhalten. Lang lebe Ebenezer Scrooge und andere Christen!

Bauernopfer BBC

Auch nach fast fünf Jahren kann einem die Arbeit als JournalistIn noch auf die Füße fallen. Vor allem, wenn es um die neue Ausrichtung des Senders geht und ein Machtkampf in den Gremien tobt. Wenn dann noch in konzertierter Aktion rechte Zeitungen und rechte Gremienmitglieder in Washington die große Glocke läuten, dann erklärt es auch, warum die Trump Leute erst jetzt gegen die BBC vorgehen. Die Berichterstattung über den beinahe geglückten Staatsstreich im Januar 2021 ist jedenfalls vielen noch im Gedächtnis, weil man nicht glauben wollte, was man da sah: ein abgewählter Präsident ruft – zumindest indirekt – in einer Rede vor seinen aus dem ganzen Land angereisten Schlägerbanden – zum Sturm auf die Bastille auf – wie in einer Bananenrepublik. Natürlich sagte Trump auch, man solle friedlich bleiben….aber da brannte die Lunte schon. Am Ende vereitelte Mike Pence, damals Vizepräsident, den Coup.
Das Problem der Berichterstattung über diese Ereignisse am 6.1.2021 liegt in der Zuspitzung und dem politischen Klima.
Als ich im Sender anfing in den 80er Jahren, war es bei Todesstrafe verboten PolitikerInnen zu schneiden. Noch nicht mal „ääh’s“ durften raus.  D.h. ein Zusammenschnitt einzelner Sätze wäre nie und nimmer gesendet worden. U.a.a. weil es technisch gar nicht möglich war, man hätte die Schnitte gehört. Das galt für den Hörfunk wie für’s Fernsehen. Heute geht da natürlich einiges.
Wenn ich mich an die Rede richtig erinnere, hätte schon eine prägnante Sequenz ungeschnitten gereicht, um klar zu machen, wer da redet und was er bezweckt. Dass die Randalierer nun alle rehabilitiert wurden, gibt der BBC im Nachhinein recht. Es nützt bloß nichts. Zwei Köpfe sind schon gerollt, aber das transatlantische Bündnis will die komplette Unterwerfung. Auch Freund Nigel Farrage tanzt mit auf der Hochzeit. Die Frage ist nur, vor welchem Gericht wollen die Rechten ihre Forderungen durchsetzen. Oder ist das gar nicht geplant, und man hofft, dass der Öffentlich-rechtliche Rundfunk schon allein durch die Diskussion um die Drohgebärde genug Schaden nimmt?

9. November

Am 9. November ist viel Geschichte gemacht worden: 1848 wurde Robert Blum hingerichtet. Er hat für die Demokratie gekämpft und schon damals gab es viele, die das nicht gut fanden. 1918 wurde die Republik ausgerufen und auch das fanden viele gar nicht gut. 1923 versuchte ein gewisser Herr Hitler sich an die Macht zu putschen. Das fanden ebenfalls viele nicht gut und vereitelten mit einem Generalstreik die Pläne der Faschisten. Dann war  ihnen aber doch die Macht übergeben worden und 1938 bekamen vor allem jüdische Menschen in der Reichspogromnacht zu spüren, was es heißt, wenn der rechte Mob von der Leine gelassen wird. Und dann sind wir schon 1989 als die Ostler die Mauer zu Fall brachten. Das fanden viele zuerst ganz gut, mit der Zeit werden es immer weniger. Und auch hier geht es um die Frage Demokratie oder Faschismus.
Ich weiß noch genau, was ich am Donnerstag, den 9.11.1989 abends gemacht hab. Es begann nämlich das jährliche Herbsttreffen der Frauen in den Medien. Und wir West-Berlinerinnen hatten das erste Mal Kolleginnen von Funk und Fernsehen der DDR eingeladen und einige durften kommen d.h. ausreisen. Nachts fiel dann die Mauer und eine Kollegin trag ihre Tochter in Westberlin – und war fassungslos. Wir saßen nämlich Kreuzberg im Hotel und empfingen die Gästinnen aus allen Sendeanstalten plus ORF und SRG und verfolgten keine Nachrichten. Irgendwann sickerte die Meldung auch zu uns durch und auf dem Nachhauseweg sah ich dann auch die Leute im Bereich der Grenze hin- und herwabern. Meine Mitbewohnerin hatte schon mal die neue Reisefreiheit angetestet und war über die Heinrich Heine Straße in den Osten gegangen. Das fand sie aber irgendwie gruselig und kam schnell wieder in den Westen zurück. Immerhin waren wir mit der Nummer „verschwinden in Sibirien“ sozialisiert und so schnell legt man sowas nicht ab.
Am nächsten Morgen kamen die Westberlinerinnen schon nicht mehr vollständig zum Treffen und wenn dann sahen  sie ziemlich verpennt aus: die ersten Brüder und Schwestern waren nämlich schon mal zu Besuch gekommen.
Eine inhaltliche Arbeit konnten wir vergessen bei diesem unvergesslichen Medientreffen. Denn viele Reporterinnen mussten arbeiten. So nah dran und dann noch in Berlin – das musste natürlich wahrgenommen werden. Meine OstlerInnen kamen erst in der 2. Nacht.  Da stand ich aber auf der Mauer am Brandenburger Tor. Wir waren nämlich der Meinung nun müsse sofort auch das Tor aufgemacht werden. Es war eine unglaubliche Stimmung: alle waren irgendwie vereint, es wurde einem auf die Mauer geholfen, es meckerte niemand, es kam niemand zu Schaden – und das in Berlin!  Dann kam ich so gegen zwei nachts nach Hause und da saßen sie – meine Ostler. So kam ich zu denen, die am 3. Tag mit kleinen Augen zum Treffen in den Sender kamen.
Aber an dem Wochenende ging nichts mehr. Die Bahnsteige der U-Bahnen waren gesteckt voll mit Menschen, die Straßen verstopft, überall Trabbis – waren ja auch nicht zu über“riechen“. Naja und dann kehrte doch der ordentliche Alltag wieder ein mit Ausweiskontrolle etc. Aber die Mauer war weg und man konnte, wann man wollte in den Osten. Und die Ostler in den Westen. Und wir wohnten an der Mauer und bekamen die Kämpfe zwischen Ostlern und Türken um die letzten Süßigkeiten bei Aldi mit.  Nach dem Motto: das habt ihr jetzt lange genug gehabt, jetzt sind wir dran! Tja und heute raunt es immer noch: wir sind zu kurz gekommen, wir sind jetzt dran: Bei 40% AFD wird das wohl nichts anderes bedeuten als Faschismus ja – Demokratie nein. Wer weiß wie lange das neue 33 noch zu verhindern ist.

Kraniche – sterbende Vögel des Glücks

Der Kranich gilt als Vogel des Glücks, er ist ein Symbol der Wachsamkeit, Klugheit und der Vorsicht. In der Dichtung steht der Kranich symbolisch für das Erhabene in der Natur.
Nun wird diesem bislang positiv beleumundetem Vogel der diesjährige Ausbruch der Vogelgrippe angehängt. Eine klassische Opfer Täter Umkehr?
Am 11. Oktober 2025 ist in Altfriedland der in diesem Jahr erste massive Ausbruch der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 in Brandenburg registriert worden. Durch welche Umstände das Virus in die komplett geschlossene Geflügelhaltungsanlage gelangte, ist unklar. Es zirkulierte dort vermutlich seit Wochen, ehe der Ausbruch erkannt und ernst genommen wurde. Vergleichbare Szenarien gab es seit Anfang September dieses Jahres in 14 weiteren Betrieben deutschlandweit.
Und erst danach traten erste kranke und sterbende Kraniche auf.
Der Nabu fordert eine lückenlose Aufklärung und hat dafür eine Unterschriftensammlung initiiert. Seitdem das Virus 2006 in der europäischen Geflügelindustrie angekommen ist, verstecken sich die zuständigen Behörden hinter der Hypothese, dass Wildvögel die Erreger in die Geflügelhaltungsbetriebe eintragen, anstatt eine solide Ursachenforschung zu betreiben und ein Monitoring der Viren in den Betrieben umzusetzen. Ein solches Monitoring würde zusammen mit einer transparenten Darstellung der Ergebnisse eine Vorsorge ermöglichen, damit sich solch dramatische Bilder wie in diesem Jahr nicht wiederholen. Eine Früherkennung würde es ermöglichen, dass nicht nur die Ausbringung von kontaminiertem Stalldung in sensible Bereiche wie Rastplätze von Zugvögeln und Vorkommen sehr seltener Arten vermieden werden kann, sondern auch, dass kein Austausch der Erreger zwischen den Betrieben über Futter-, Tier-, Mist- oder Kadavertransporte vorkommt.
„Wir erleben derzeit ein Seuchengeschehen von enormem Umfang und Ausmaß, sowohl die Anzahl der Opfer als auch die Zahl der Ausbruchsorte betreffend“, schreibt der Nabu Brandenburg. „Eine „Schuldzuweisung“ an die ziehenden Wildvögel ist voreilig und hypothetisch, der tatsächliche Auslöser noch unbekannt.
Dass Wildvögel ursächlich für Ausbrüche der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 sind, ist bisher nicht belegt. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sich Wildvögel mit den Viren infizieren, die vorher in der Geflügelwirtschaft zirkulierten. Virushaltige Substrate wie Kot, Gülle und andere Reststoffe werden in die freie Landschaft ausgebracht und sind dort für Wildvögel zugänglich. Federstäube sind virushaltig und luftgängig, sie gelangen mit der Zwangsentlüftung aus den Tierhaltungsanlagen nach außen und verdriften mit dem Wind. Tausende Kraniche haben sich bereits mit dem Gelflügelpestvirus infiziert und verendeten innerhalb kürzester Zeit.“ Aus Sicht des NABU spricht vieles dafür, dass die Ursachen in der intensiven Geflügelhaltung zu suchen sind und nicht bei den wildvögeln auf dem Vogelzug.