Kassandra Merkel hat mal wieder gesprochen: weitere 8-10 Wochen Corona-Schließung. Da die Kanzlerin ja nicht wirklich zuständig ist, muss sie sich auch nicht ans Infektionsschutzgesetz mit seiner 4 Wochen Begrenzung halten. Winterzeit ist Virenzeit – wer das berücksichtigt, weiß dass man erst nach Ostern eventuell einen Frisörtermin vereinbaren kann. Vor allem, wenn an der Grenzinzidenz von 50 festgehalten wird. Zur Zeit wird nach dem nächsten Opfer der Coronapolitik Ausschau gehalten. Und schon kämpft die Industrie darum, nicht untergepflügt zu werden. Allerdings benutzen die Verbandsfunktionäre dieselben Argumente, die bereits Theatern, Kinos und Bildungspolitikern nichts genützt haben. Ich freue mich immer, wenn auf die Unwirksamkeit der gewählten Methoden verwiesen wird. Z.B. wenn angemerkt wird, dass im Land von Markus dem I. Söder trotz aller sogenannter Maßnahmen wie eine nächtliche Ausgangssperre, die Virusverbreitung nach wie vor recht hoch ist. In Schleswig-Holstein fahren auffällig viele Polizeiautos durch die Gegend – man könnte meinen, dass sie unbotmäßige Menschenansammlungen aufspüren wollen. In SH darf man sich jetzt auch nur noch auf der Arbeit mit mehreren Menschen treffen – in der Freizeit nur noch mit einer Person. LKR Sl-Fl in Zahlen: 94 auf 100 000 bei einer Gesamtbevölkerung von 200 000 Menschen macht 190 Virustragende und damit Platz 365 der bundesdeutschen Rangliste – Tendenz sinkend. Allerdings habe ich noch nicht rausgekriegt, wie viele Menschen im LKR in Altenheime leben. Vorne liegen die sächsischen LKRe trotz aller Lockdowns etc.
Aber nun soll ja sequenziert werden. Herr Spahn glänzt wieder einmal mit weitreichender Unkenntnis der Lage. Es können eben nur einzelne Labore sequenzieren u.a. die Universitätslabore und das Ganze ist auch nicht flächendeckend. Die Zeiten, in denen das Wünschen geholfen, sind schon ziemlich vorbei.
Kategorie: Der grausame Alltag
Der grausame Alltag
Hier steht alles, was mich aufregt: § 219a oder Neues von Herrn Spahn
„Das ist bei uns….
…nicht möglich“ ist der Titel eines 1935 in den USA erschienen Buchs von Sinclair Lewis. Es bewies, dass eine Machtübergabe an den Rechten Mob nicht nur in Deutschland möglich war, sondern sehr wohl auch in den USA. Das Buch wurde neu aufgelegt und erschien 2017 im Aufbau Verlag und nimmt einiges (dankenswerterweise nicht alles) vorweg, was in den Jahren 2017 bis 2021 in den USA unter Trump passierte. Vor allen Dingen das Erstarken des faschistischen Mobs, der nicht nur aus QAnon-Leuten und Proud Boys besteht. QAnon-Anhänger finden sich übrigens auch vermehrt in Deutschland. Wer sie sind und wie sie aussehen und wer dazu gehört, lässt sich im Netz erfahren. Einige der berühmtesten waren jetzt beim Sturm auf das Kapitol dabei: Der Mann mit den Büffelhörnern, Jake Angelli, ist einer bekanntesten. Wären sie nicht so gefährlich, könnte man denken, man sei bei einer Faschingsveranstaltung. Übrigens zählen auch die beiden republikanischen BewerberInnen um die Senatssitze in Georgia, Loeffler und Perdue zur QAnon-Bewegung. Gut dass sie verloren haben. Trump hat ja noch ordentlich die Werbetrommel für sie gerührt, war aber wohl eher kontraproduktiv.
Ich hoffe, die Zeit ist jetzt vorbei, in der man nachts gebannt zwischen CNN, BBC und AlJazeera hin und her schaltet, um mitzukriegen, was in den USA gerade abgeht.
Ein amtierender Präsident ruft zum „Besuch“ des Kapitols auf, um den Republikanischen Abgeordneten auf die Finger gucken. Mich haben die Bilder auch ein wenig an die Nummer vor dem Reichstag erinnert. Vor allem die überforderte Polizei. Aber in Berlin konnte der rechte Mob draußen gehalten werden. Da brauchte es schon schriftliche Einladungen von AFD-Abgeordneten, damit die Geisterfahrer Zutritt zum Parlamentsgebäude erhielten.
Wie sagte Jürgen Trittin im Deutschlandradio: Es wird Zeit, dass mehr Leute, das Gerede der extremen Rechten – nicht nur – in den USA ernst nehmen. Und wenn 10 ehemalige Verteidigungsminister vor einem „Coup“ am 6. Januar warnen, dann ist das nicht irgendwie so dahin gesagt. Die Nachfrage des Moderators war einfach großartig: Ja, haben Sie das denn ernst genommen? Antwort: Ja, und man sieht ja auch, dass die Warnung berechtigt war.“
Die Nationalgarde war übrigens am 6. Januar 2021 im Stadtgebiet von Washington. Nur um sie auf das Kapitol zu beordern, musste der Befehl aus dem Kapitol kommen, da reicht der Arm der Bürgermeisterin nicht. Am Ende war es Mike Pence, der den entsprechenden Befehl gab. Da waren aber schon vier Angreifer tot.
Sinclair Lewis: „Das ist bei uns nicht möglich“ Aufbau Verlag. 14,00 Euro
Das kleine „r“ und seine großen Folgen
Das Infektionsgeschehen ist jetzt in den Händen von Statistikern und Physikerinnen gelandet. Und was machen die? Sie rechnen mit Hilfe von Computermodellen aus wie sich die Zahlen entwickeln. Zum Beispiel der „r-Wert“: heute bei „1“, schöner ist ein Wert von 0,7 ab da sind angeblich die Infektionswege nachvollziehbar. Um den „r“Wert auf 0,7 zu senken, benötigt man 30% weniger neue Coronaviren-TrägerInnen. Diese Rechenknechte behandeln Corona genauso wie z.B. die Emissionen von Stickoxiden. Es werden Emissionsklassen erstellt. Zum Beispiel Freizeit (da kommt alles rein, was nicht Wirtschaft oder Bildung ist) oder Kita und Schule. Kita und Schulen stehen für 30% der Coronaviren. Wer also von 1,0 auf 0,7 runterrechnen will, schließt Schulen und Kitas und ratata und jubdita und schon wirft der Datenspeicher ein Minus von 30% aus – also einen r-Wert 0,7.
Schulen und Kitas schließen bedeutet u.a.: weniger Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte im ÖPNV. Der ja nun leider, leider als Virenschleuder immer mehr Anerkennung findet.
Bei einem r-Wert von 0,7 halbieren sich die Zahlen wie von selbst in Wochenfrist. Von 200 auf 100 auf 50 auf 25 innerhalb von 4 Wochen. Ein Mirakel. Daran glauben allerdings höchstens die Leute, die dieses Computermodell entwickelt haben. Leidtragende sind die Mütter, die wieder im Retrostyle für die lieben Kleinen Lehrerin und Aufpasserin sind. Und weil man gelernt hat, dass zur Retromutti natürlich eine Berufstätigkeit nicht passt, soll die Krankenkasse, die Spendable, das Ausfallgeld zahlen. Gut dass meine Krankenkasse schon mal die Beiträge um 0,5 % erhöht hat. Da könnten doch alle zufrieden sein….Allerdings gibt es in manchen Familien nicht nur Mutti im Homeoffice sondern auch Papi und nicht alle wohnen in einem 7-Zimmerhaus. Tja, aber das werden die Frauen schon wuppen – da sind Jens Spahns und die Markus Söders dieser Welt echt zuversichtlich.
Georgia – on my mind
Morgen wird es noch einmal spannend in Georgia. Zwei Senatssitze sind zu vergeben. Und im Kongress sollen die gewählten VertreterInnen den neuen Präsidenten bestätigen. Da Trump aber nach wie vor den Kampf um die Vorherrschaft bei den Republikanern nicht aufgibt, müssen alle, die im Rennen bleiben wollen, gegen Biden stimmen. Trump bedrängt jeden Einzelnen – altes Herrschaftsinstrument – und nun auch den Innenminister von Georgia, Brad Raffensperger, am Telefon. Und der reichte den Mitschnitt an die Washington Post. Von da aus gelangte dieses historische Telefonat ins Netz der Öffentlichkeit. Man kommt sich vor wie in einem schlechten Mafia-Film. Eine chinesische Zeitung mutmaßt, dass Trump nicht nur in Georgia nach 12 000 Stimmen suchen lassen will, sondern diese Art Telefongespräche auch in anderen Bundesstaaten geführt hat. Die paar Stimmen von Georgia tragen ihn nämlich nicht allein über die Ziellinie. Dumm nur, dass Raffensperger zu den traditionalistischen Republikanern zählt, so wie die Bush Familie oder auch die ehemaligen Verteidigungsminister Rumsfeld oder Dick Cheney: Auf den Schulter dieser Leute liegt jetzt die Zukunft des westlichen Abendlands!
Währenddessen schwärmen in Atlanta die „Young Republicans“ vom Wunder „Trump“. Allerdings versucht ihr Wunderheiler gerade die Quadratur des Kreises: einerseits ein Wahlergebnis anzufechten und andererseits die Senatswahlen gewinnen zu wollen. Sollte ihm das Kunststück gelingen, glauben bestimmt noch mehr Leute an seine Wunderkraft.
Dazu muss man wissen, das Georgia eigentlich ein dunkelroter Bundesstaat ist. Seit 30 Jahren ist da nicht mehr „blau“ gewählt worden. Biden’s Wahl deutet einen Wandel an. Die Prognosen sagen ein Unentschieden voraus. Sollten beide Senatssitze an die Demokraten gehen, dann nicht wegen der Wunderheilerkräfte von Joe Biden, sondern weil sich sehr viele schwarze Frauen in die Wählerlisten haben eintragen lassen und weil es einen demografischen Wandel in den letzten Jahren gegeben hat. Viele liberal gesinnte Menschen sind auf Grund der niedrigen Lebenshaltungskosten und den interessanten Jobs von Kalifornien oder New York nach Atlanta gezogen.
Das erinnert mich an Bayern, wo Seehofer die schlechten Wahlergebnisse der CSU vor allem der Binnenmigration anlastete. Übermorgen wissen wir mehr.