Der Begriff „Lockerungen“ erinnerte mich immer an den Strafvollzug – wir sind alle eingeknastet und hoffen auf Vollzugslockerungen. Am schlimmsten waren für mich immer die Kommentare aus den Altenheime, in denen es den Alten ja so gut gehen soll…..Diese Insassen fühlten sich schlechter als im Knast: denn da bekäme man HofgangIn Krisen haben alte Familien- und Rollenbilder Hochkonjunktur, stellte anlässlich der Corona-Krise die Falter-Journalistin Barbara Tóth fest. Die propagierten Verhaltensregeln würden vor allem Frauen in die 1950er-Jahre zurück werfen. Altenheim nicht! Dieses Ausmaß an Fremdbestimmung muss man sich mal vorstellen. Die Alten durften noch nicht einmal an die frischen Luft. In solche Altenknäste gehe ich jedenfalls nicht!
Auch die Menschen, die wie in Spanien 6 Wochen noch nicht einmal ins Freie durften, tun mir leid.
Aber am meisten treibt mich der gesellschaftliche Roll-Back“ um: In Krisen haben alte Familien- und Rollenbilder Hochkonjunktur, stellte anlässlich der Corona-Krise die Falter-Journalistin Barbara Tóth fest. Die propagierten Verhaltensregeln würden vor allem Frauen in die 1950er-Jahre zurück werfen.“ Recht hat sie und das werden wir noch lange merken. Kitas werden übrigens weiter im Notbetrieb laufen. Die Mütter daheim machen das schon.
In Schleswig-Holstein hat die Landesregierung mehr Angst vor den deutschen Touristen als vor den Dänen. Die Grenze nach Norden wird jedenfalls früher geöffnet als nach Süden. Ob das lange Bestand haben wird? Morgen gibt es weitere Neuigkeiten.
Kategorie: Der grausame Alltag
Der grausame Alltag
Hier steht alles, was mich aufregt: § 219a oder Neues von Herrn Spahn
Perlentaucher am Morgen
Ich habe diesen Feuilletonüberblick abonniert und meistens ist es nicht wirklich interessant, was dort zusammengetragen wird. Männerdiskurse muss ich mir nicht antun.
Aber heute gibt es wieder etwas von der – von mir sehr geschätzten – Familie Assmann zu lesen. Es geht um Antisemitismus und ob eine Kritik an der israelischen Regierung zwangsläufig gleichzeitig antisemitisch ist. Viele Israelis handeln sich ja diesen Vorwurf gerade auch von Deutschen immer wieder ein. Nun geht es um die „Bantustanisierung“ des Westjordanlandes respektive die Homelandpolitik der radikalen SiedlerInnen. Man weiß ja inzwischen, dass sich die radikalen Orthodoxen aus den USA und der Sowjetunion bis 1967 überhaupt nicht für den Staat Israel interessiert haben, ja ihn nachgerade bekämpft haben, weil er ein geteiltes Jerusalem akzeptierte. Nach dem 6-Tage Krieg änderte sich die Lage. Das Westjordanland wurde besetzt, genauso wie der Gazastreifen, die Golanhöhen und natürlich Ost-Jerusalem.
Dass die Grenze zwischen Ost-Jerusalem und dem Rest der Stadt nach wie vor existiert, erfuhr ich am eigenen Leib. 2006 besuchte ich das American Colony Hotel in Ost- Jerusalem und wollte danach mit einem Taxi in mein Hotel im Westen fahren. Es war aber die Zeit kurz vor Rosh Hashanah und es gab Straßenkontrollen durch die Polizei. Wir wurden angehalten und ich sollte meinen Reisepass vorzeigen, den ich nicht dabei hatte. Unsere Reiseleitung hatte uns nämlich nicht gesagt, dass wir für Ausflüge innerhalb Jerusalems alle Papiere mitnehmen müssen. Aber in einem Polizeistaat muss man das wohl. Dankenswerterweise ließ sich die Polizistin vom Taxifahrer überzeugen, dass ich nur ne doofe Touristin bin und wir konnten die Fahrt fortsetzen. Auf dieser Reise lernten wir noch mehr. Wir machten wir am Shabath einen Ausflug nach Ramallah im Westjordanland. Wir konnten kaum übersehen, wie der Vertrag von Oslo das Land verunstaltete. Es gab Straßen für Siedler und es gab Straßen für Palästinenser. Und wir bekamen es mal wieder an einer Polizeikontrolle zu tun. Und konnten uns das Grinsen kaum verkneifen, aber der junge Kommandant ließ sich weder von uns noch von seinen Kameraden erweichen, wir kamen auf dem direkten Weg nicht nach Ramallah rein. Der Busfahrer wendete und fuhr irgendwie irgendwelche Wege und zack – waren wir ohne Kontrolle an unserem Ziel.
An diesem Nachmittag besuchten wir das bereits 2006 völlig zersiedelte Westjordanland und der Eindruck entstand bei ns, dass es hier wohl genauso aussieht wie zu Apartheidszeiten in Südafrika. Wenn also heute jemand diesen Eindruck hat, wird er noch eher zutreffen als vor 14 Jahren. Es wird ja quasi jeden Tag palästinensisches Land enteignet und für Palästinenser bleiben immer kleinere Inseln übrig im Meer der orthodoxen Siedler.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Siedlungen nicht wirklich beliebt sind und oft leer stehen, so dass dort auch arabische Großfamilien angesiedelten werden. Das alles ist Israel heute, regiert von einem unter Korruptionsverdacht stehenden Ministerpräsidenten mit einer – um einen meiner Lieblingsbegriffe zu benutzen – klerikalfaschistischen Parteienkoalition.
Fast so wie Polen – übrigens: um die Legitimation solcher Vergleiche geht heute der Streit im Feuilleton.
Corona 3 Wochen update
Ab Montag dürfen Kinder im Norden wieder auf den Spielplatz – natürlich nicht ohne ein Hygienekonzept der Kommunen. Mit App oder MuNaSchu für Kids ab 6. Ein Vorlauf für die Schulöffnung. Nur beim Schichtunterricht müssen auch die Eltern zu Hause bleiben. Arbeitgeber sind immer begeistert, wenn sie es mit Eltern oder noch besser mit Müttern zu tun haben.
Der Tourismus soll auch was dürfen: Gaststätten dürfen ab Pfingsten öffnen – natürlich nicht ohne Hygienekonzept. Gespannt bin ich auf die Regelungen für die Kultur….
Übrigens auf dem Wochenmarkt herrscht keine MuNaSchu Pflicht. Und in einer Bank ist der MuNaSchu…..verboten – dort gilt das sog. Schutzkonzept immer noch als Vermummung. In die Tanke muss man dagegen vermummt – allerdings ohne Motorradhelm.
Auf jeden Fall sind die Leute beschäftigt und haben was zum Reden. Wenn ich auf der Straße ohne MuSchu rumlaufe, werde ich böse angesehen und man hält Abstand. Immerhin klappt das dann wenigstens. Die Abstandsregeln können von mir aus gerne beibehalten werden. Ich mochte es noch nie, wenn mir fremde Leute zu dicht auf den Pelz rückten. Z.B. wenn sie mir ihren Einkaufswagen in die Hacken rammten. Sehr unangenehm empfand ich die Distanzlosigkeit in ostischen Saunen in der Wendezeit. Da musste ich schon mal mein Handtuch gegen den nachbarlichen nackten Hintern verteidigen – mehrere böse Blicken meinerseits reichten in den meisten Fällen.
der 1. Mai
Am 1. Mai 2020 wird besonders deutlich wie leicht die erkämpften Rechte für die Unterprivilegierten abgeräumten werden können. Von der Arbeitszeitordnung bis zur Mutter, die zu ihren Kindern im Haus gehört – natürlich ohne entsprechende Altersversorgung. Denn wer nicht sozialversicherungspflichtig arbeitet…..
Schön ist immer der Eiertanz um die Kita-Betreuung. Da muss ernsthaft argumentiert werden, warum diese Betreuung ne gute Sache ist. Denn ganz schnell heißt es „Fremdbetreuung“ weil die Mütter arbeiten müssen, also für die Wirtschaft (das ist zur Zeit ziemlich schlecht beleumundet) – also der schnöde Mammon versus Gesundheit der Kinder – uih, da kommt die Rabenmutter um die Ecke gebogen. „der 1. Mai“ weiterlesen