Üblich und deswegen zementiert?

Wer sich wie ich über die in männlicher Sprache gehaltenen Bankformulare schon mal geärgert hat,  freut sich bestimmt über die Klage, die jetzt vor dem BGH verhandelt wird. Der Deutsche Juristinnenbund macht in einer Pressemitteilung auf die Aktion aufmerksam:
Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelt  in dritter Instanz über das
Begehren einer Klägerin, in Vordrucken ihrer Sparkasse als „Kundin“,

„Kontoinhaberin“, „Einzahlerin“ oder „Sparerin“ bezeichnet zu werden. Die Klägerin ist zuletzt vor dem Landgericht Saarbrücken gescheitert. In der Entscheidung heißt es  –  offenbar in Unkenntnis der Forschungen in der Psycholinguistik und Kognitionspsychologie, dass es dem allgemeinen Sprachgebrauch entspreche, wenn männliche Bezeichnungen auch für Frauen verwendet werden. Das generische Maskulinum werde bereits seit 2.000 Jahren als Kollektivform verwendet. Es handele sich insoweit um nichts weiter als eine historisch gewachsene Übereinkunft über die Regeln der Kommunikation.
Der Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes e.V. (djb), Prof. Dr. Maria Wersig verschlägt es angesichts solcher Erklärungen fast die Sprache. „Frauen sind gut ausgebildet, verdienen ihr eigenes Geld und sind nicht nur die Anhängsel ihrer Männer. Die Bezeichnung „Kontoinhaber“ ist seit 1958 überholt, denn seitdem können Frauen ein Konto auf ihren eigenen Namen eröffnen. Sprache ist ein Spiegel gesellschaftlicher Strukturen und damit auch ein Ausdruck von hergebrachten Hierarchien. Kommen Frauen in Sprache nicht vor, werden damit Realitäten geschaffen oder zementiert. Wer denkt denn an eine Frau, wenn es z.B. ‚der Bankdirektor‘ heißt. Wenn Frauen sprachliche Anerkennung erst einklagen müssen, so ist dies ein Armutszeugnis.“

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Den Armen nimmt man es am liebsten

Mal wieder hat es die ZeitungszustellerInnen erwischt. Diejenigen, die bei Wind und Wetter im Morgengrauen die Tageszeitungen in die Briefkästen werfen. Sie, die Garanten der Meinungsfreiheit, sollen mal wieder verzichten. Vor drei Jahren war ihnen erlaubterweise der Mindestlohn gekürzt worden. Der ist nun zwar angeglichen, aber dafür dürfen die Zeitungsverleger an den Rentenbeiträgen sparen. Im neuen Koalitionsvertrag steht: „Zur Sicherung der bundesweiten Versorgung mit Presseerzeugnissen für alle Haushalte wird bei Minijobs von Zeitungszustellerinnen und Zeitungszustellern der Beitrag zur Rentenversicherung, den die Arbeitgeber zu tragen haben, befristet für die Dauer von fünf Jahren bis zum 31. Dezember 2022, von 15 auf fünf Prozent abgesenkt.“ Es ist so übel! Das trifft Leute, die vor allem im Alter keine anderen Jobs – aus welchen Gründen auch immer – finden. Nach dem Motto: diese armen Schlucker kriegen sowieso nur Grundrente, da brauchen sie keine eigenen Rentenansprüche. Später heißt es dann: Ja, wer nicht gearbeitet hat, kann keine hohe Rente erwarten…. Vor allem dann nicht, wenn man für Herrn Döpfner und Konsorten gearbeitet hat – muss dann ergänzt werden. Matthias Döpfner ist Präsident des Bundesverbandes der Zeitungsverleger. Und Springerverlagschef. Zu seinem Reich gehört also auch die Krawallpostille mit den großen Buchstaben. Ich frage mich, wie dieser so detailliert formulierte Rentenklau in ein Schriftstück gelangen kann, das zwar viele Seiten hat, aber ansonsten eher wachsweich gehalten wird. Aufgefallen ist diese Feinheit übrigens den des Lesens mächtigen KollegInnen der FAZ.

It’s a men’s world

Es sei ein unschuldig schönes Gedicht, hieß es heute im Deutschlandfunk. Das Gedicht „Avenidas“ sei eine Realität an sich. Und noch ein Zitat: es gehe um „wertschätzende Bewunderung“. Was wird da bewundert von einem Bewunderer? Frauen und Blumen. Toll. Das Gedicht war an der Wand der Alice-Salomon-Hochschule zu lesen, bis sich Studierende daran störten – „verwirrte Studierende“ – natürlich. Man könne doch gegen diese „wunderbare“ Kunst nichts haben und wenn man oder frau was dagegen hat, dann sei das „angewandte Ignoranz“. Und: diese Leute – so wie ich – wir stehen Seite an Seite mit den Bücherverbrennern vom Opernplatz.  So ist das also, wenn man oder frau mal Worte auf die Goldwaage legt und ihrem Sinn nachspürt. Das mag für die einen Kunst sein, für die anderen wird es langsam Zeit, dem männlichen Blick und der patriarchalen Kunsttradition, etwas entgegen zu setzen. Aber dann wird Puritanismus gerufen, die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit stehe auf dem Spiel! Und das alles nur, weil Frauen nicht mit Blumen gleichgesetzt und von Männern angeglotzt werden wollen. Wer will schon Ähnlichkeit mit Blümchen haben – die jetzt Empörten vielleicht? Demnächst werden die ach so „wunderbaren Worte“ übertüncht. Der Akademische Senat beschloss am Dienstag, den 23. Januar, dass ab Herbst 2018 die neue Poetik-Preisträgerin Barbara Köhler mit einem Gedicht auf der Hauswand zu Wort kommt. Künftig soll alle fünf Jahre der Text an der Fassade der Hochschule in Hellersdorf ausgewechselt werden.

Natürliche Balz

Es wird immer skurriler: jetzt ruft ein Lübecker Medizinunternehmer, der sich u.a.a. mit einer Mio Euro in der Lübecker Universität engagiert, seine Mitarbeiter auf, möglichst viele Frauen zu schwängern. Er hat ganz offensichtlich auch noch Probleme mit dem Recht auf Asyl und mit Migration. Redemanuskripte dieses Herren, werden oft für Satire gehalten – aber er meint alles ernst.
Was es auch für Geisterfahrer gibt! Und dass sich so jemand durch #MeToo aufgefordert fühlt, noch mehr Merkwürdiges abzusondern, versteht sich fast von selbst. Und nur weil so einer ne Menge Geld auf dem Konto hat, meint er, er kann alle und alles kaufen, oh, oh, oh. Die Lübecker Jakobikirche als Raum für seinen Tiraden wird er wohl nicht mehr mieten können.