Morgen wird es noch einmal spannend in Georgia. Zwei Senatssitze sind zu vergeben. Und im Kongress sollen die gewählten VertreterInnen den neuen Präsidenten bestätigen. Da Trump aber nach wie vor den Kampf um die Vorherrschaft bei den Republikanern nicht aufgibt, müssen alle, die im Rennen bleiben wollen, gegen Biden stimmen. Trump bedrängt jeden Einzelnen – altes Herrschaftsinstrument – und nun auch den Innenminister von Georgia, Brad Raffensperger, am Telefon. Und der reichte den Mitschnitt an die Washington Post. Von da aus gelangte dieses historische Telefonat ins Netz der Öffentlichkeit. Man kommt sich vor wie in einem schlechten Mafia-Film. Eine chinesische Zeitung mutmaßt, dass Trump nicht nur in Georgia nach 12 000 Stimmen suchen lassen will, sondern diese Art Telefongespräche auch in anderen Bundesstaaten geführt hat. Die paar Stimmen von Georgia tragen ihn nämlich nicht allein über die Ziellinie. Dumm nur, dass Raffensperger zu den traditionalistischen Republikanern zählt, so wie die Bush Familie oder auch die ehemaligen Verteidigungsminister Rumsfeld oder Dick Cheney: Auf den Schulter dieser Leute liegt jetzt die Zukunft des westlichen Abendlands!
Währenddessen schwärmen in Atlanta die „Young Republicans“ vom Wunder „Trump“. Allerdings versucht ihr Wunderheiler gerade die Quadratur des Kreises: einerseits ein Wahlergebnis anzufechten und andererseits die Senatswahlen gewinnen zu wollen. Sollte ihm das Kunststück gelingen, glauben bestimmt noch mehr Leute an seine Wunderkraft.
Dazu muss man wissen, das Georgia eigentlich ein dunkelroter Bundesstaat ist. Seit 30 Jahren ist da nicht mehr „blau“ gewählt worden. Biden’s Wahl deutet einen Wandel an. Die Prognosen sagen ein Unentschieden voraus. Sollten beide Senatssitze an die Demokraten gehen, dann nicht wegen der Wunderheilerkräfte von Joe Biden, sondern weil sich sehr viele schwarze Frauen in die Wählerlisten haben eintragen lassen und weil es einen demografischen Wandel in den letzten Jahren gegeben hat. Viele liberal gesinnte Menschen sind auf Grund der niedrigen Lebenshaltungskosten und den interessanten Jobs von Kalifornien oder New York nach Atlanta gezogen.
Das erinnert mich an Bayern, wo Seehofer die schlechten Wahlergebnisse der CSU vor allem der Binnenmigration anlastete. Übermorgen wissen wir mehr.