Fußballerinnen bleiben im Verein

Einen verspäteten Aprilscherz hatte sich der rein männlich besetzte Vorstand vom „Möchtegern Bundesligaclub“ Holstein Kiel geleistet: Am Freitag, den 27.04. verkündete der Verein, dass sich das Präsidium dazu entschieden habe, „sich nur noch der Arbeit im Herrenbereich und im männlichen Nachwuchs zu widmen.“ Also Frauenfußballerinnen raus aus dem Verein!
Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir Fußballfunktionäre schon immer so vorgestellt: Auf’s eigene Geschlecht beschränkt, rückwärts gewandt und frauenfeindlich.Nun eine Woche und viele Soli-Aktionen später die Kehrtwende. Am Freitag, den 04.05. um 18.31 verlautbarte der Verein eine Pressemitteilung. Kernaussage: die Fußballerinnen bleiben bei Holstein Kiel! Wer hätte das gedacht. „Wir sollten jetzt nicht zurückblicken“, sagt Bernd Begunk, Trainer der 1. Mannschaft, „sondern gemeinsam einen Neuanfang machen. Ich sehe diese Situation auch als Chance für die Women. Dafür haben sie lange gekämpft.“ Erst vor’s Schienbein treten und dann nicht zurückblicken – so sind sie. War auch recht unglücklich gelaufen…..vom Kieler Oberbürgermeister bis zum Ministerpräsidenten hatten sich eben nicht nur Frauen  eingemengt.
Nach reichlich Kritik jammert der Vorstand nun, er sei gar nicht frauenfeindlich – stimmt – die Kohle der Schleswig-Holsteinischen Steuerzahlerinnen nehmen die Herren gern: 7 Millionen vom Land und 1,7 Mio von der Stadt Kiel. Mal sehen wie viel sie davon rausrücken müssen, wenn die Frauen zum VFB Kiel entsorgt werden. Und es sind immerhin die Regionalliga- und die Landesliga“mann“schaft der Frauen. Ausgegrenzt hatte der Verein die Frauen schon seit vielen Jahren. Sie durften im Fußball-Leistungszentrum des Vereins nicht trainieren. Mann fürchtete wohl eine Entweihung des Rasens.
Die gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Aminata Touré, sowie die sport- und gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion Kiel, Lydia Rudow, verurteilen die Entscheidung: „Öffentliche Fördergelder beanspruchen, aber Gleichstellungspolitik aus dem vorletzten Jahrhundert praktizieren – das passt nicht zusammen“, schreiben sie in einer Stellungnahme. Nach Meinung von Touré und Rudow dürfen die Steuergelder aber keineswegs nur den Männern zugute kommen und es müsse überprüft werden, ob die Grundlagen für die Förderung bei solch ungleicher Behandlung überhaupt noch gegeben wären.
Dem Vorstand ist der eventuelle Aufstieg in die 1. Liga, so zu Kopf gestiegen, dass sie ihre mentalen Hosen runterlassen: Gleichberechtigung und Vielfalt im Fußball zählen nicht. Ein Eigentor zur rechten Zeit? Wie viele andere Männer wohl davon träumen, unliebsam gewordene Vereinsmitglieder auf gleiche Weise einfach mal los zu werden.
Wenn das Aufsehen dann zu groß wird – nun ja dann führt man konstruktive Gespräche und – war ja alles nicht so gemeint.