Ida Pfeiffer – Reisende des Biedermeier

Am Montag, den 15.10. 2018 um 9.05 wiederholt der Bayerischen Rundfunk  auf BR2 meine Sendung über Ida Pfeiffer. Die Sendung ist danach in der BR-Mediathek zu hören.
Ida Pfeiffer reiste in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch bis dahin unbekannte Gegenden der Welt, tat sich mit Missionaren und anderen Männern zu Reisegemeinschaften zusammen, traf vermeintliche Menschenfresser – zu ihnen fuhr sie allein, weil die Männer Angst vor dem Volksstamm hatten, sie korrespondierte mit Alexander von Humboldt, stritt sich mit der österreichischen Regierung um Reisezuschüsse und brachte unbekannte Tiere und Pflanzen mit nach Hause. Und sie wollte nicht akzeptieren, dass Menschen nur wegen ihrer unterschiedlichen Hautfarbe nicht die gleichen Rechte haben sollten. In der Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd“ war als Ankündigung für einen Vortrag zu lesen, „dass die Reisende von der Geografischen Gesellschaft Berlins berufen wurde, um vor jener „für die Wilden“ zu plädieren“.
„Der Weiße verlangt nach den Weibern und Töchtern der Wilden, er verhöhnt sein heiligstes, seinen Glauben, seine Götter. Er betrügt, übervorteilt ihn, wo immer er es nur vermag, ja, wenn es in seiner Gewalt liegt, jagdt er ihn von seinem heimathlichen Boden. Jede Regierung, sie mag englisch, holländisch, amerikanisch oder wie immer heißen, hat bei Eroberungen nichts anderes in Sicht als aus Land und Leuten zu ziehen und zu pressen, was nur möglich ist.“

Mitte des 19. Jahrhunderts trat die Wienerin Ida Pfeiffer ihre erste von fünf großen Reisen an. Sie betrat viele Länder als erste Weiße – vor allem als erste weiße Frau. Die Strapazen von Fernreisen um 1850 machten ihr nichts aus. Sie wollte schon als Kind hinaus in die weite Welt. Das war allerdings mit den Konventionen ihrer Zeit – des Biedermeier – nicht vereinbar. Bevor sie ihrem Forschungs- und Entdeckerdrang folgen konnte, musste sie erst einmal ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter erfüllen. Im März 1842 war es dann soweit. Im Alter von 45 Jahren begann sie ihre Träume zu verwirklichen. Kreuz und quer reiste sie um die Welt: von Palästina ging es unter anderem nach Skandinavien, es folgten Nord- und Südamerika, China, Indien und einige afrikanische Länder, wie Madagaskar. Um die Reisen zu finanzieren,  schrieb sie ihre Beobachtungen auf. Eine Lektüre, die nicht nur der Unterhaltung des gehobenen Bürgertums diente, sondern auch der Wissenschaft. Sie  brachte viele Pflanzen, kleine Tiere und  Mineralien von ihren Reisen mit zurück nach Wien. Einige sind sogar nach ihr benannt worden wie eine Wasserfroschart aus Madagaskar „Rana idae“.
Bücher:
Gabriele Habinger: Ida Pfeiffer – eine Forschungsreisende des Biedermeier, Milena Verlag,
Gabriele Habinger: Ida Pfeiffer – Wir leben nach Matrosenweise
Die Bücher sind flott geschrieben, Ida Pfeiffers Schreibstil mag nicht der einer sittsamen Biedermeierdame sein, aber er war sehr erfolgreich und heute lesen sich ihre Abenteuer immer noch amüsant.

Das Manuskript ist in der Redaktion von BR Wissen erhältlich.