Ida Pfeiffer – Weltreisende um 1860

Schon als Kind träumte Ida Pfeiffer davon, an Expeditionen in ferne Länder teil zu nehmen und über die Weltmeere zu segeln. Und tatsächlich war sie die erste Frau, die eine Reise rund um die Welt unternahm.
Sie wollte nicht akzeptieren, dass Menschen nur wegen ihrer unterschiedlichen Hautfarbe nicht die gleichen Rechte haben sollten. In der Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd“ war als Ankündigung für einen Vortrag zu lesen, „dass die Reisende von der Geografischen Gesellschaft Berlins berufen wurde, um vor jener „für die Wilden“ zu plädieren“.
„Der Weiße verlangt nach den Weibern und Töchtern der Wilden, er verhöhnt sein heiligstes, seinen Glauben, seine Götter. Er betrügt, übervorteilt ihn, wo immer er es nur vermag, ja, wenn es in seiner Gewalt liegt, jagdt er ihn von seinem heimathlichen Boden. Jede Regierung, sie mag englisch, holländisch, amerikanisch oder wie immer heißen, hat bei Eroberungen nichts anderes in Sicht als aus Land und Leuten zu ziehen und zu pressen, was nur möglich ist.“
1842 – da war sie 44 – packte Ida Pfeiffer zum ersten Mal ihre Koffer für eine Fernreise: sie brach zu einer Pilgerreise ins Heilige Land auf. Obwohl Pilgerreisen lange Zeit die einzige gesellschaftlich akzeptierte Form des Reisens für Frauen war, erschien ihr Vorhaben Freunden und Verwandten als sehr gewagt. Palästina war in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine politisch unruhige Gegend und außerdem herrschte in vielen Hafenstädten die Pest. Doch Ida ließ sich nicht aufhalten.
Ida Pfeiffer war zwar wagemutig aber nicht naiv. So hat sie vor allen Fernreisen ein Testament gemacht, weil sie letztlich doch damit rechnete, die Reise nicht zu überleben. Trotzdem überwog ihre Entdeckerlust, das Bemühen Vorurteile zu widerlegen und Verständnis für die sogenannten Wilden zu wecken.
Nicht immer müssen erst die Nachfahren der Urgroßeltern wie bei Götz Aly das Ausräubern der sogenannten Wilden im 19. Jahrhundert als das bezeichnen was es ist: Raub inklusive Mord und Totschlag. Und es wird Zeit, dass 200 Jahre später die Alltagsgegenstände und Artefakte wieder zurückgegeben werden und zwar die Originale – die Kopien können wir ja weiterhin ausstellen. Uns sind die Stücke sowieso nicht heilig!
Ida Pfeiffer – Die Weltreisenden des Biedermeier, br wissen, Juli 2013, Eine Sendung von Henriette Wrege. Das Manuskript kann in der Redaktion angefordert werden, die Sendung ist bestimmt im Netz als Podcast zu finden.

Schon als Kind träumte Ida Pfeiffer davon, an Expeditionen in ferne Länder teil zu nehmen und über die Weltmeere zu segeln. Und tatsächlich war sie die erste Frau, die eine Reise rund um die Welt unternahm.

So weite Reisen wie sie gemacht hat – vor allem allein und als Frau aus gutbürgerlichem Verhältnissen, das war Mitte des 19.Jahrhundert  die Ausnahme.“

So die Ethnologin Gabriele Habinger, die Archive, Museen und Bibliotheken nach Details aus dem Leben Ida Pfeiffers durchsucht und ihr Biografie geschrieben hat.

„Es ging gerade noch an, dass Frauen, in Begleitung ihres Ehemannes, ihres Vaters, des Bruders oder zumindest einer Anstandsdame vielleicht kleinere Reisen in die nähere Umgebung gemacht haben, aber das, was Ida Pfeiffer unternommen hat, war durchaus etwas Außergewöhnliches.“

Zum Beispiel mietete sie sich in Norwegen ein kleines Wägelchen, eine Kariole, und fuhr damit allein fünf Tage durch die Umgebung von Oslo.

1842 – da war sie 44 – packte Ida Pfeiffer zum ersten Mal ihre Koffer für eine Fernreise: sie brach zu einer Pilgerreise ins Heilige Land auf. Obwohl Pilgerreisen lange Zeit die einzige gesellschaftlich akzeptierte Form des Reisens für Frauen war, erschien ihr Vorhaben Freunden und Verwandten als sehr gewagt. Palästina war in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine politisch unruhige Gegend und außerdem herrschte in vielen Hafenstädten die Pest. Doch Ida ließ sich nicht aufhalten.

Geboren wurde sie am 14. Oktober 1797 in Wien. Ihre Eltern waren wohlhabend, der Vater besaß eine Textilfabrik. Trotz des Wohlstands wurden Ida und ihre Brüder aber nicht verwöhnt. Die Mahlzeiten waren einfach und genau bemessen. Die Eltern verlangten absoluten Gehorsam. Die Kinder sollten nicht verweichlicht werden oder zur Unmäßigkeit neigen, so fasst Gabriele Habinger die Erziehungsziele zusammen. Gleichzeitig hatte der Vater großen Anteil daran, dass aus Ida eine selbstbewusste, durchsetzungsfähige junge Frau wurde. Er ermöglichte ihr, ihre Persönlichkeit zu entwickeln.

„Der Vater war stark geprägt durch die Werte der Aufklärung und wollte zwischen seinen Kindern // zwischen den Mädchen und den Brüdern keinen Unterschied machen. Wir wissen von Erzählungen, dass sie darüber schreibt, dass sie schon als Kind so wild und aufgeweckt und selbstbewusst war wie ihre Brüder und auch nur Knabenkleidung getragen hat.“

Dieses wilde Leben fand ein jähes Ende, als der Vater 1806 starb. Die Mutter setzte alles daran, aus Ida ein konventionelles Mädchen zu machen, das seine Zeit mit Handarbeiten und Klavier spielen verbrachte. Sie begehrte zwar auf, reagierte auf den Zwang mit Krankheiten, doch letztlich fügte sie sich. Frei und ungebunden in Wien zu leben, war für eine Frau dieser Zeit nicht möglich. Kein Wunder, dass sie sich in fremde Welten träumte:

„Sie schreibt einmal in einem Reisebericht, dass sie schon als Mädchen sehr fasziniert war von Reiseliteratur und die auch mit großer Begeisterung gelesen hat. // Sie schreibt da, dass sie es zwar nicht für möglich gehalten habe, dass sie tatsächlich einmal die fernen Weltmeere durchkreuzen könnte und wirklich die entlegensten Winkel der Erde besuchen könnte, aber nichts desto trotz hatte sie sich das sehnlichst gewünscht.“

Zu einem den Konventionen entsprechenden Frauenleben gehörte ein Ehemann. So ließ Idas Mutter nichts unversucht, um sie standesgemäß zu verheiraten, nachdem sie die Heirat mit Idas großer Liebe – dem Hauslehrer – untersagt hatte. Schließlich flüchtete sich Ida in eine Vernunftehe mit dem Rechtsanwalt Anton Pfeiffer. Er war Mitte vierzig – doppelt so alt wie die Braut.

Die frisch Vermählten zogen nach Galizien und Ida Pfeiffer unternahm von Lemberg aus mehrere Reisen, unter anderem in die Waldkarpaten und nach Krakau. Dass sie ihre Reiselust ausleben konnte, war das Einzige an ihrer Ehe, das ihr gefiel.

Finanziell ging es der Familie nicht gut. Anton Pfeiffer war nur mäßig erfolgreich. 1833 trennte sich Ida von ihrem Mann, blieb aber verheiratet. Eine ungewöhnliche und skandalträchtige Entscheidung zu dieser Zeit. Später schrieb sie:

„Gott allein weiß, was ich durch achtzehn Jahre meiner Ehe litt. Nicht durch die Behandlung von Seiten meines Mannes, sondern durch die drückendsten Lebensverhältnisse, durch Noth und Mangel. Ich verrichtete alle Hausarbeiten, ich fror und hungerte, ich arbeitete im Geheimen für Geld, und trotz aller Anstrengungen gab es oft Tage, an welchen ich meinen armen Kindern kaum etwas mehr als trockenes Brot zum Mittagessen vorzusetzen hatte.“

„Die Arbeit im Geheimen für Geld“ – das war der Mal- und Zeichenunterricht, mit dem Ida sich und ihre zwei Söhne über Wasser hielt. Sie war eine alleinerziehende, berufstätige Mutter, nur dass das damals nicht so genannt wurde.

1842 hatte Ida Pfeiffer das Gefühl, von ihren Kindern nicht mehr gebraucht zu werden. Nun konnte sie endlich ihrer „Sehnsucht nach der weiten Welt“ – wie sie es nannte – nachgeben. Auch wenn ihre Familie erbitterten Widerstand leistete. Etwa als sie nach ihrer ersten Reise nach Palästina – sie hatte unterwegs Tagebuch geführt – die Texte einem Verleger zur Veröffentlichung gab:

„Nachdem die Notizbücher schon beim Verleger waren, musste sie sie wieder zurückfordern, weil ihre Familie – ihre Brüder // und auch ihr Mann, von dem sie aber schon lange getrennt lebte, ein Mitspracherecht einforderten, und die Gefahr sahen, dass der gute Name der Familie in Verruf gebracht werden könnte.“

Ida Pfeiffer beugte sich dem Drängen ihrer Familie und ließ das Manuskript Korrekturlesen. Sie wollte unbedingt, dass der Bericht erscheinen konnte, denn von dem Honorar wollte sie ihre nächste Reise finanzieren.

„Ich habe damals versucht zu recherchieren, wie ihre finanziellen Verhältnisse ausgesehen haben. Sie kam ja aus einer sehr begüterten Familie, aus einer Kaufmannsfamilie. // Sie hat natürlich da auch ein gewisses Erbe angetreten, das allerdings lange Zeit in der Firma // gebunden war. // Wir wissen nur aus einem ihrer Reiseberichte, dass sie sehr lange gespart hat für diese Reisen.“

Der Bericht von ihrer ersten Reise verkaufte sich so gut, dass mehrere Auflagen gedruckt wurden.

Die zweite Reise führte Ida Pfeiffer nach Skandinavien. Eigentlich wollte sie zum Nordpol – aber das ließ sich 1845 nicht verwirklichen. Als Alternative wählte sie Island. Sie war die erste Österreicherin, die die Vulkane der Insel besuchte. Und sie brachte von Island die ersten Daguerreotypien der Inselhauptstadt Reykjavik mit. Denn sie hatte vor der Reise das Daguerreotypisieren gelernt, eine Frühform der Fotografie. Um die Reisekasse aufzufüllen, versuchte sie mit Museen und Naturaliensammlungen ins Geschäft zu kommen. Sie recherchierte akribisch, an welchen Pflanzen, Tieren oder Mineralien Interesse bestand.

„Wir wissen aufgrund von Zeugnissen, die sie sich hat ausstellen lassen vom damaligen k. u. k. Naturalienkabinett in Wien – dem heutigen Naturhistorischen Museum – da ist sie hingegangen und hat gebeten, dass sie Unterricht erhält und hat sich dann von den Leitern der einzelnen Abteilungen Zeugnisse ausstellen lassen. Deshalb wissen wir, dass sie versucht hat, sich weiterzubilden. Sie // hat dann auch in anderen Museen vorgesprochen, z.B. in Berlin und auch in London und hat dort wahrscheinlich Informationen eingeholt, // was für die Wissenschaft wichtig und relevant ist.“

Auch der Bericht über die Nordlandreise wurde ein großer Publikumserfolg. Und so war ihre Abreise im Mai 1846 zur ersten Weltumrundung bereits ein öffentliches Ereignis, über das in den Journalen berichtet wurde. In den „Sonntagsblättern für heimathliche Interessen“ erschienen während der Reise in loser Reihenfolge immer wieder Artikel:

„Aufgrund dieser Publikationstätigkeit und der Außergewöhnlichkeit dieser Reisen, hat sie dann doch einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Und besonders dann aufgrund dieser Weltreisen, die ja die erste 2 Jahre und zweite 4 Jahre gedauert hat. Und da hat sie sich dann auch bemüht, in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Es war ihr schon wichtig, dass man sie anerkennt und würdigt. Sie hat schon versucht, gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen und auch Publizität zu schaffen und dadurch auch ein Einkommen zu erzielen. Und es gibt dann vor allem von den letzten beiden Reisen // immer wieder Berichte in den damaligen großen Zeitungen und Journalen.“

Ida Pfeiffer hat auch selbst Artikel geschrieben und sie von unterwegs an verschiedene Zeitungen geschickt. Ihre Biografin Gabriele Habinger hat neben den Reiseberichten auch die Briefe, die Ida Pfeiffer aus allen Teilen der Welt schrieb, als Quellen genutzt. Diese Briefe wurden weder von Zensoren noch von der Familie kontrolliert. Vielleicht sind sie deshalb auch nach heutigem Verständnis noch unterhaltsam und spannend zu lesen.

„Kandi, Ceylon, 24. Oktober 1847

Meine geliebte Freundin und Schwester,

Nun habe ich drei Theile der Welt glücklich durchstrichen, und den letzten hoffe ich eben der Art zu bewältigen. In China sah ich mehr als es bisher einer europäischen Frau vergönnt war zu sehen, denn ich scheute weder Scheltworte noch Steinregen. Ich ging mit Missionaren und zwei mahl sogar verkleidet als Mann.“

Missionare, so schreibt Ida Pfeiffer, seien in China die sicherste Eskorte, da sie mit der chinesischen Sprache und den Gebräuchen vertraut seien. Sie habe sich sogar in die Innenstadt von Canton gewagt und dann in Begleitung eines Missionars eine Reise auf dem Perlfluss gemacht, die sieben junge Leute einige Tage vorher abgebrochen hätten, weil vom Ufer aus auf sie geschossen worden war. Ida Pfeiffer wollte selbst nachsehen, was da los war, auch wenn sie wusste, dass Fremde nach dem Opiumkrieg nicht gern gesehen waren und ein Bekannter ihres Gastgebers, ein Schweizer Kaufmann, ermordet worden war.

„Als wir auch in jene gefährliche Gegend kamen, hörten wir feuern und unsere Fährleute wollten durchaus nicht weiter. Wir aber zwangen unsere Mannschaft fort zu fahren, und nicht nur hier, sondern in all den Ortschaften, wo wir landeten, besuchten wir ungestört die Bewohner, sie umgaben uns zwar haufenweise, doch weiter thaten sie uns nicht das geringste. Ich sah viele mit langen Nägeln, doch wenige deren Nägel länger als 2 Zoll lang waren. Ich sah viele Mädchen und Weiber mit den verkrüppelten Füßen. Vier Zehen werden unter die Fußsohle gebogen. Durch außerordentliche Verwendung bekam ich einen solch künstlich geformten Fuß in seinem nackten Zustand zu sehen. Es sieht so ekelig aus, dass einer anderen Dame als mir, gewiss übel geworden wäre, denn selbst bei mir war es nahe daran.“

Eigentlich sollte eine Dame in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht so genau hinsehen, so naturalistisch und ungeschminkt schreiben und berichten. Ida Pfeiffer aber tat es. Besonders interessierte sie die Lage der Frauen in den von ihr besuchten Ländern. So kritisierte sie in ihrem Bericht über Indien einen reichen Mann in Kalkutta, der seine neun-jährige Tochter verheiraten wollte. Sie empfand nicht nur die Braut als zu jung, sondern lehnte auch die arrangierte Ehe ab. Gabriele Habinger meint, dass sie sich da wohl an die Geschichte ihrer eigenen unfreiwilligen Hochzeit erinnert fühlte.

Nach und nach setzte sich Ida Pfeiffer über viele Verhaltensregeln für Frauen ihrer Zeit hinweg. Sie bildete mit wildfremden Männern Reisegemeinschaften oder folgte den Einladungen unbekannter Kapitäne für Schiffspassagen über den Ozean. Sie war weder bescheiden noch hielt sie sich dezent im Hintergrund. Sie scheute sich auch nicht, Kontakt zu führenden Wissenschaftlern aufzunehmen, wie zu Carl Ritter, dem Begründer der modernen Geografie oder zu August Petermann, dem britischen Kartografen in London. Ihnen schrieb sie regelmäßig von ihren Reisen.

Ihrem Bewunderer Alexander von Humboldt verdankte sie die Bekanntschaft mit Größen der Berliner Gesellschaft wie der Dichterin Bettina von Arnim und dem Komponisten Giacomo Mayerbeer. Selbst an den preußischen Königshof wurde sie eingeladen. Alexander von Humboldt an Ida Pfeiffer:

„Nicht nur die Königin, sondern auch der König wünschen Sie, meine hochverehrte Frau, zu sehen und Ihnen die Achtung auszudrücken, die Ihrem Muthe und der Edlen Einfachheit Ihrer Darstellungen so allgemein gezollt wird.“

In Berlin wurde sie Ehrenmitglied der Geografischen Gesellschaft. König Friedrich Wilhelm der IV verlieh ihr die Goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst, die höchste Auszeichnung in Preußen.

In ihrer Heimat Österreich dagegen wurden ihrer Verdienste geringer eingeschätzt. Sie bekam zwar mit Unterstützung einiger Wissenschaftler einen Reisezuschuss für ihre zweite Weltreise von 100 Pfund Sterling aus dem Staatsschatz der Monarchie, aber die Zustimmung der Ministerrunde fiel mit vier zu drei recht knapp aus:

„Wissenschaftliche Anerkennung haben Frauen in der damaligen Zeit nicht erhalten können. Der damalige Finanzminister, meinte – als Ida Pfeiffer um eine finanzielle Unterstützung der Monarchie angesucht hat – er könne sich nicht vorstellen, dass eine Frau wirklich Wertvolles für die Wissenschaft leisten könne – einfach auf Grund der Tatsache, dass sie eine Frau war.“

Der Vorstand des kaiserlich und königlichen zoologischen Kabinetts war anderer Ansicht. Er bescheinigte Ida Pfeiffer, die Museen mit gänzlich unbekannten Arten bereichert zu haben:

„Sie hat auch einzelne Naturalien sammeln können z.B. Schnecken und Spinnen usw., die für die Wissenschaft ganz neu waren. Das sehen wir einerseits // an den Quellen, wo // ein Mitarbeiter des Museums ihr attestiert, dass sie völlig neue Objekte für die Wissenschaft gefunden hat und mitgebracht hat, und andererseits war es so, dass man // zu Ehren der Forscherinnen und Forscher, die solche Dinge fanden an den lateinischen Namen diese ForscherInnen verewigt hat. Also es gibt einige Exemplare, die haben dann den Beinamen pfeifferi, pfeifferae oder idae.“

Die Reiseliteratur ihrer Zeit studierte Ida Pfeiffer genau, auch die geografischen Publikationen. So wusste sie, welche Ziele lohnenswert, welche Gegenden noch unentdeckt waren. Etwa das indonesische und malaiische Archipel – damals ein weißer Flecken auf den Landkarten-  auf dem sie viel Zeit verbrachte. Besonders Ureinwohner, die als Menschenfresser galten, wie das Volk der Batak, interessierten sie. Trotz vieler Warnungen machte sie sich auf den Weg zu ihnen.

„Die wildesten Bewohner dieser Insel sind die Battaker, welche sich im Norden Sumatras befinden und Canibalen sind. Wenige Reisende haben es bisher versucht in das Innere der Batta-Länder zu dringen, und die Wenigen haben dieß kühne Wagestück mit dem Leben bezahlt. Ich hatte bereits sehr wilde Völkerstämme besucht, allein unter Canibalen hatte mein Weg mich noch nicht geführt. So oft wir einem Wohnplatz nahe kamen, zog die ganze männliche Bewohnerschaft uns entgegen, und zwar mit einem so fürchterlichen Geschrei und Lärm, mit so lebhaften Gebehrden, als hätten sie das ärgste vor. Sie wiesen an den Hals und nagten an ihren Armen. Es waren dies Empfangsszenen, bei welchen gewieß dem muthigsten Menschen das Herz im Leibe erzittert hätte, und gerade Furcht durfte man diesen Leuten am wenigsten zeigen.“

Ida Pfeiffer überlebte auch dieses Abenteuer. Nach ihrer Rückkehr berichtete Alexander von Humboldt dem preußischen König:

„Ida Pfeiffer hat nicht nur einige Käfer und ‚anderes Ungeziefer’ mitgebracht, sondern auch für die königliche Bibliothek ein Battamanuskript.“

Ein Buch aus Baumrinde, dessen Inhalt allerdings ein Geheimnis blieb, weil niemand die Battasprache übersetzen konnte. Ida Pfeiffer hatte versucht, die speziellen Schriftzeichen zu transkribieren. Weit war sie damit allerdings nicht gekommen, auch wenn sie sich bemüht hatte, einige Begriffe und Redewendungen der Sprache der Batta aufzuschnappen. So wie sie es bei allen Begegnungen mit Fremden machte. Aber meistens habe sie sich mit Händen und Füßen verständigt, sagt Gabriele Habinger:

„Sie hat ein wenig französisch gekonnt und hat dann // durch ihre Reisetätigkeit Englisch gelernt. Und sie schreibt dann davon, dass sie sich zum Teil mit den Leuten durch Zeichnungen und durch Gebärdensprache usw verständigt. Um etwas zu Essen zu bekommen hat sie z.B. ein Huhn gezeichnet und dann das Ei und dann das Huhn durchgestrichen, wenn sie nur das Ei wollte. // und sie hat auch versucht einzelne Brocken in der Landessprache zu erlernen und sich so einfach durchgeschlagen.“

 Ida Pfeiffer war zwar wagemutig aber nicht naiv. So hat sie vor allen Fernreisen ein Testament gemacht, weil sie letztlich doch damit rechnete, die Reise nicht zu überleben. Trotzdem überwog ihre Entdeckerlust, das Bemühen Vorurteile zu widerlegen und Verständnis für die sogenannten Wilden zu wecken. Sie wollte nicht akzeptieren, dass Menschen nur wegen ihrer unterschiedlichen Hautfarbe nicht die gleichen Rechte haben sollten. In der Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd“ war als Ankündigung für einen Vortrag zu lesen, „dass die Reisende von der Geografischen Gesellschaft Berlins berufen wurde, um vor jener „für die Wilden“ zu plädieren“.

 „Der Weiße verlangt nach den Weibern und Töchtern der Wilden, er verhöhnt sein heiligstes, seinen Glauben, seine Götter. Er betrügt, übervorteilt ihn, wo immer er es nur vermag, ja, wenn es in seiner Gewalt liegt, jagdt er ihn von seinem heimathlichen Boden. Jede Regierung, sie mag englisch, holländisch, amerikanisch oder wie immer heißen, hat bei Eroberungen nichts anderes in Sicht als aus Land und Leuten zu ziehen und zu pressen, was nur möglich ist.“

 Von den Frauen ihrer Zeit wurde Ida Pfeiffer bewundert. Viele vornehme Damen wollten ihr einfach nur mal die Hand geben, schreibt sie. Und dass sie neugierig waren wie sie aussah. Die „Wiener Elegante“ brachte ein Bild von ihr im Reisekostüm: sie hatte einen flachen asiatischen Schilfhut auf dem Kopf, trug ein weites, bequemes Gewand darunter Hosen und flache, feste Schuhe. In der einen Hand hält sie ein Schmetterlingsnetz, um die Schulter hatte sie eine Botanisiertrommel gehängt.

Ihre Berühmtheit brachte allerdings auch Nachteile. Von manchen ihrer männlichen Zeitgenossen schlug ihr Hohn und Spott entgegen.

„Dass mich die Wilden auslachten, fand ich natürlich; geschah mir doch späterhin diese Ehre in Europäischen Kolonien, ja selbst in den Vereinigten Staaten Amerika’s von Leuten, die civilisirt genannt werden. Manchmal trieb man es so arg, dass ich sie frug, ob sie je ein Museum gesehen, und wenn sie eines gesehen hätten, ob sie meinten, dass alle Thiere selbst dahin geflogen und gekrochen seien?“

Mit Ende 50 packte Ida Pfeiffer noch einmal der Ehrgeiz. Sie wollte nach Madagaskar reisen. Wieder rieten ihr alle Freunde ab. Die Insel war ein unruhiges Pflaster: Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte Frankreich, die Insel zu kolonisieren, was auf erbitterten Widerstand der regierenden Königin stieß. Doch Ida ließ sich nicht abhalten. Sie reiste. Kaum war sie angekommen, wurde sie gemeinsam mit anderen Europäern des Landes verwiesen. Schwer krank kehrte sie 1858 nach Wien zurück und starb wenige Wochen später an den Folgen einer Malaria.

16 Jahre lang war sie auf Reisen, hatte 13 Bücher geschrieben, die in sieben Sprachen übersetzt wurden. Wissenschaftler ihrer Zeit schätzten ihre Forschungsergebnisse.
„Ich denke mir, mit ihrer Durchsetzungsstärke und mit ihrer Hartnäckigkeit hätte sie sicherlich eine wissenschaftliche Karriere in diesem Bereich machen können, // vielleicht in irgendeinem Museum als Forschungsreisende // einen offizielle Auftrag einmal bekommen. Das war natürlich für die damalige Zeit für eine Frau ausgeschlossen.“

 

Erzähler:

Immerhin – 1892, 34 Jahre nach ihrem Tod, erhielt Ida Pfeiffer ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Allerdings erst, nachdem sich der Wiener Verein für erweiterte Frauenbildung dafür eingesetzt hatte.