Tja, der Verlust an Deutungshoheit ist schwer zu ertragen. Und wenn der weiße Mann nichts anderes mehr hat als seine sekundären Geschlechtsmerkmale, dann verteidigt er die Privilegien zäh. Obwohl die Jungs es nicht wirklich wissen, wie es ist, ausgeschlossen zu werden nur wegen der sekundären Geschlechtsmerkmale. Inzwischen haben wir beim gesellschaftlichen Rückwärtsgang die 60er Jahren erreicht. Man will z.B. wieder „Herr im eigenen Haus sein“ (eine Parole aus der Zeit der Anwerbung von Gastarbeitern).
Egal ob beim Rassismus oder beim Thema „Männer zu erst“. Heute heißt es wieder Frauen sind gar nicht diskriminiert. Immer mit dabei – die Bildzeitung – die Gralshüterin der deutschen Sprache und der Rollenzuweisung für Frauen: nämlich nackt!
Aber es geht auch anders. Heute in den Nachrichten des DLF zum Attentat in Winnenden: 3 Schülerinnen, ein Schüler, 3 Lehrerinnen und drei unbeteiligte Menschen sind vom Selbstmordattentäter mit der Pistole seines Vater erschossen worden.
Ich bin sicher, dass die Meldung vor einem Jahr noch hieß: 4 Schüler und 3 Lehrer……
Warum hat ein Roland Tichy Probleme seine Brötchen bei einer Bäckerin zu kaufen? Dass ihm eine Verkäuferin die Backwaren über den Tresen reicht, das findet er wahrscheinlich wieder normal, das kratzt nicht an seinem Ego.
Aber es verrät den Kern des Problems: Es geht um Macht und Machterhalt. Es gibt durchaus Berufe, die unstrittig in der weiblichen Form benannt werden, die nicht als Genderunfug gekennzeichnet werden : die Kindergärtnerin, die Krankenschwester, die Putzfrau, die Sekretärin (ein Sekretär zumal ein Generalsekretär ist etwas völlig anderes – und macht wieder Schwierigkeiten wenn’s ne Frau ist). Die Krankengymnastin war immer ohne Probleme weiblich, die Physiotherapeutin – schon wieder nicht. Teilnehmerinnen ist auch schon wieder so eine Sache, ob wohl der Teilnehmer darin enthalten ist. Die Landfrauen sind so „emanzipiert und selbstbewusst“, dass sie 100 Frauen als 100 Teilnehmer bezeichnen- die brauchen keinen einzigen Mann, um aus 99 Frauen 100 Männer zu machen.
Die Sprache ist das Haus des Denkens – und wer Frauen nur in bestimmten Rollen mitdenkt – vor allem dienenden und pflegenden – der oder auch die wird sich auch immer dafür einsetzen, dass Frauen und Männer – ob sie selber wollen oder nicht – in ihren Rollen gefangen bleiben.
(3 K’s für die Jüngeren: Kirche Küche Kinder, 3 b’s für die Älteren : basteln, backen, beten)