Neue Ministerin Svenja Schulze

Svenja Schulze hat sich in NRW beim politischen Gegner nicht beliebt gemacht. Entsprechend motzt die „WELT“ jetzt herum. Immerhin hat sie es gewagt, als Bildungs- und Wissenschaftsministerin die Studiengebühren und das marktradikale Hochschulfreiheitsgesetz der FDP wieder abzuschaffen. Ich finde das hat sie gut gemacht. Christoph Butterwegge sagt über dieses Lieblingsprojekt der Liberalen: „Die Freiheit, von der da die Rede ist, bedeutet in Wirklichkeit Marktabhängigkeit. Statt ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, müssen sich die Hochschulen um die wirtschaftliche Verwertbarkeit ihres Wissens kümmern.“
Dass Springers „WELT“ so eine Ministerin übel beleumundet, versteht sich also von selbst. Ich bin gespannt, wie sie sich als Bundesumweltministerin und Nachfolgerin der nicht wirklich beliebten Barbara Hendricks macht.

noch mehr zum 8.März

Auch die ILO, die internationale Arbeitsorganisation, bietet zum 8.März eine Menge Informationen über die miese Lage von Frauen in allen Gesellschaften der Welt.

www.ilo.org/berlin

Von einer tatsächlichen Gleichstellung auf den Arbeitsmärkten sind wir weit entfernt, resümiert die ILO ihre Studien. Trotzdem bemühen sich viele MitarbeiterInnen der ILO darum, dass es nicht noch 350 Jahre dauert bis Frauen mit Männer gleichgestellt sind.

Allerdings setzen sie wohl nach wie vor an den falschen Stellen an: Solange sich mit der Diskriminierung großer Teile der Bevölkerung gutes Geld verdienen lässt, wird sich nichts ändern. Im Feudalismus haben die Reichen schließlich auch nicht selbst gearbeitet. Warum sollten sie es heute tun?

8. März

Zum Weltfrauentag gibt es auch in diesem Jahr wieder sehenswerte Filme und Reportagen im Fernsehen. Es wäre zwar besser frauenpolitische Beiträge an jedem Tag im  Programm zu finden, aber ich bin ja schon für kleine Schritte dankbar.
Hier ein Filmtip zum immergrünen Thema „Meine Gebärmutter gehört nicht den Lebensschützern“
www.arte.tv/de/videos/pro-life-abtreibungsgegner-auf-dem-Vormarsch

Aktuell werden in Deutschland gerade in vier Städten die Beratungsstellen der pro familia von fundamentalistischen Schützern des ungeborenen Lebens belagert. Die Frömmler wollen mit ihrem Singsang – nach us-amerikanischem Muster – einfach nur nerven. Und das tun sie auch, ob man das allerdings dulden  muss, wird sich in den nächsten tagen entscheiden. Schließlich wird ein gesetzlicher Auftrag behindert. Außerdem versuchen  selbsternannte Freunde des ungeborenen Lebens seit einigen Jahren in Deutschland jegliche differenzierte Information für schwangere Frauen aus dem Internet heraus zu klagen. Am Ende soll es ausschließlich die Lebensschützer- Propaganda geben. In der Arte-Reportage „Pro-life-abtreibungsgegner-auf-dem-Vormarsch“ werden unter anderem die Finanzströme der Abtreibungsgegner offen gelegt. Es werden die Aktionen einer Gruppe junger Franzosen begleitet, die in den Socialmedia für das Ungeborene Leben agitieren. Und es werden die Folgen des ungarischen Verfassungsparagrafen vorgestellt, der einen  Schwangerschaftsabbruch explizit  verbietet. Welche Auswirkungen die Aktivitäten der Lebensschützer auf Leib und Leben schwangerer Frauen haben, beleuchtet ein Beispiel aus Sizilien: dort wird der Tod einer 24-Jährigen von Ärzten sehenden Auges in Kauf genommen. Eine medizinische Hilfeleistung wird verweigert, trotz hippokratischem Eid. Der Weg ins Krankenhaus bedeutet heute immer öfter für Schwangere den sicheren Tod und das nicht nur in Italien. In immer mehr Ländern sind Schwangere in Lebensgefahr durch die Lebensschützer.
Die Gelder für diese frauenverachtenden Maßnahmen stammt einerseits aus evangelikalen Kreisen in den USA und andererseits von orthodoxen russischen Oligarchen. Diese Leute haben inzwischen sogar eine von der EU anerkannte Lobbyorganisation gründen können.
Da wird noch mehr auf uns zu kommen.
Der Film von Alexandra Jousset und Andrea Rawlins-Gaston ist noch bis zum 5. Mai in der Arte Mediathek zu sehen und wird am 8.März 2018 um 9.25 Uhr wiederholt.

Ein sehenswertes Stück über den aktuellen Versuch, die weibliche Sexualität zu kontrollieren.

Die göttliche Ordnung

Göttlich ist die Ordnung eigentlich nicht. Viel eher ist es die männliche Ordnung, die – mit Unterstützung von einigen Frauen – sich immer wieder ans Licht der Öffentlichkeit drängt. Egal ob es sich um den Männerstadel bei der CSU dreht oder um die kommunale Ebene. Die Jungs sind gern unter sich und wenn sie nicht gestört werden, dann bleiben sie es auch.
Was die Männerminister der CSU angeht, hat eventuell auch die Industrie ihre Finger im Spiel. Denn der „noch-nicht-Minister“-Scheuer pääpt schon gleich los: „ne blaue Plakette will er nicht“ – wessen Lautsprecher er wohl ist? Aber mit dem doppelten Dobby wird schon nichts anbrennen. Und für’s Publikum wird es genauso öde wie in den vergangenen Jahren: eine einzige Sprachregelung – hat früher schon gereicht, um die Themen des Verkehrsministeriums abzudecken. Super!
In den Kommunen teilen auch die Geschaftelhuber gerne die Gremien unter sich auf. Und Frauen – hm – da weiß man nie, ob die genauso mitziehen wie die Männer, die man kennt.
Auf jeden Fall ist klar,  dass so etwas wie gleiche Teilhabe, auf dem Land ausschließlich als „top-down“ Projekt funktioniert. Das heißt gleichzeitig, dass die Top -Ebene über den Grad der Teilhabe bestimmt. Oij, oij, oij.
Insofern ist die Beteiligung von 20% Frauen auf der DörflerInnenliste für den Gemeinderat zwar mehr als recht und  billig, aber trotzdem musste sie – unter gnädiger Duldung des Chefs – erkämpft werden. Und dass selbst das nur in einer Hinterzimmerkungelrunde gelingen konnte, zeigt die Stärke des  Beharrungsvermögens.
Es gibt einfach zu viele, die von der alten Ordnung profitieren! Und die Profiteure lassen ungern zu, dass am Ast gesägt wird, auf dem sie es sich bequem gemacht haben.