Den Armen nimmt man es am liebsten

Mal wieder hat es die ZeitungszustellerInnen erwischt. Diejenigen, die bei Wind und Wetter im Morgengrauen die Tageszeitungen in die Briefkästen werfen. Sie, die Garanten der Meinungsfreiheit, sollen mal wieder verzichten. Vor drei Jahren war ihnen erlaubterweise der Mindestlohn gekürzt worden. Der ist nun zwar angeglichen, aber dafür dürfen die Zeitungsverleger an den Rentenbeiträgen sparen. Im neuen Koalitionsvertrag steht: „Zur Sicherung der bundesweiten Versorgung mit Presseerzeugnissen für alle Haushalte wird bei Minijobs von Zeitungszustellerinnen und Zeitungszustellern der Beitrag zur Rentenversicherung, den die Arbeitgeber zu tragen haben, befristet für die Dauer von fünf Jahren bis zum 31. Dezember 2022, von 15 auf fünf Prozent abgesenkt.“ Es ist so übel! Das trifft Leute, die vor allem im Alter keine anderen Jobs – aus welchen Gründen auch immer – finden. Nach dem Motto: diese armen Schlucker kriegen sowieso nur Grundrente, da brauchen sie keine eigenen Rentenansprüche. Später heißt es dann: Ja, wer nicht gearbeitet hat, kann keine hohe Rente erwarten…. Vor allem dann nicht, wenn man für Herrn Döpfner und Konsorten gearbeitet hat – muss dann ergänzt werden. Matthias Döpfner ist Präsident des Bundesverbandes der Zeitungsverleger. Und Springerverlagschef. Zu seinem Reich gehört also auch die Krawallpostille mit den großen Buchstaben. Ich frage mich, wie dieser so detailliert formulierte Rentenklau in ein Schriftstück gelangen kann, das zwar viele Seiten hat, aber ansonsten eher wachsweich gehalten wird. Aufgefallen ist diese Feinheit übrigens den des Lesens mächtigen KollegInnen der FAZ.

Januar 2018

CD-Cover meiner Sendung über den BDM. Dieses Feature wurde am 30. Januar 2018 im rbb-Kulturradio um 19.04 Uhr wiederholt.

Der Bund Deutscher Mädel organisierte Mädchen in einem nie dagewesenen Ausmaß.  Millionen Mädchen im Alter von 10 bis 21 Jahren waren erfasst worden. 1944 betrug ihre Zahl über 4,5 Millionen. BDM-Forscherinnen gehen von über 400 000 BDM-Führerinnen aus. Für die meisten von ihnen war die Mitgliedschaft im BDM, die einzige Möglichkeit mal von zu Hause wegzukommen. Freiheit, Abenteuer, Liedersingen und Lagerfeuer. Das war attraktiv. Und die Arbeitskraft der Jugendlichen wurde ja auch ständig gebraucht: bei der Aussaat genauso wie bei der Ernte, bei Insektenplagen wurden die Kinder zum Sammeln von Kartoffel- und Maikäfern eingesetzt, sie sammelten Altmetalle, Kleider, Papier – sekundär Rohstoffe zum Recycling – würde man heute sagen, und sie sammelten fürs Winterhilfswerk. Sie bildeten die flexibel einsetzbare jubelnde Menge bei Parteitagen, Aufmärschen oder wenn der Führer irgendwo zu begrüßen war. Später im Krieg machten sie Dienst auf Bahnhöfen, betreuten Verwundete oder Evakuierte.
Das Manuskript der Sendung ist in der Redaktion „Zeitpunkte“ im rbb-Kulturradio erhältlich und wer die Sendung hören möchte, klicke den folgenden link an. Bis Januar 2019 ist sie dort zu finden:
www.kulturradio.de/programm/schema/sendungen/kulturtermin/archiv

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Jamaica spart 34 Cent

Die Jamaika-Koalition will, dass Menschen, die im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein arbeiten der Lohn um 34 Cent pro Stunde gekürzt wird. Wahre Reichtümer wird das Land auf diese Weise anhäufen. Und das bei einem Überschuss von rund 640 Millionen Euro im Landeshaushalt. Aber die HSH Nordbank und ihre Spekulanten brauchen ne Menge Kohle – da werden, die Leute, die mit dem Mindestlohn bezahlt werden, doch was abgeben können. Wer wird denn da so knauserig sein.
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