
April 2017

Wie ich die Großstadt hinter mir ließ und an die Küste zog
…und drinnen waltet die züchtige Hausfrau – kommt einem irgendwie bekannt vor – das Zitat stammt aus dem Lied von der Glocke, 1854, des Nationaldichters Friedrich Schiller. Das „Bekenntnis zur traditionellen Familie als Leitbild“ stammt dagegen von der AfD. D. h. Frauen sollen sich vom falsch verstandenen Feminismus los sagen und mit Begeisterung ins Heim und an den Herd zurückkehren – wie nach dem 2. Weltkrieg. Damit tritt die Partei der Ewiggestrigen nicht 1957 zur Bundestagswahl an, sondern 2017.
Unter Punkt 6.1 im AfD Wahlprogramm heißt es: „Die Wertschätzung für die traditionelle Familie geht in Deutschland zunehmend verloren. Den Bedürfnissen der Kinder und Eltern gerecht zu werden, muss wieder Mittelpunkt der Familienpolitik werden. Die zunehmende Übernahme der Erziehungsaufgabe durch staatliche Institutionen wie Krippen und Ganztagsschulen, die Umsetzung des „Gender-Mainstreaming”-Projekts
und die generelle Betonung der Individualität untergraben die Familie als wertegebende gesellschaftliche Grundeinheit. Die Wirtschaft will Frauen als Arbeitskraft.“
Bislang dachte ich immer, dass die Wirtschaft auch die männliche Arbeitskraft braucht. Das scheint den Damen und Herren der AfD nicht bemerkenswert. Ihnen scheint auch nicht aufzufallen, dass Kinder Mütter und Väter haben, deren Rolle sich nicht nur auf das Erzeugen (frei nach Hermann Weinkauff, BGH, 1953) beschränken sollte.
….so ist es vor 63 Jahren in einem Kommentar zum Grundgesetzartikel 3.2 festgelegt worden. Autor war ein mit vielen braunen und reaktionären Wassern gewaschenen Richter am Bundesgerichtshof, der die NS-Zeit unbeschadet überstand und nach Ende der 1000-jährigen Reiches 1950 als Präsident des BGH berufen wurde – vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss (FDP).
Er schrieb von „fundamentalen Verschiedenheiten und göttlicher Ordnung“, die dafür sorgen sollten, dass Frauen vor allem im Haus arbeiten sollen, während der Gott-gleiche Gatte – sich frei nach Schiller in der Welt herumtreibt und wichtige Dinge tut.
Bis zum 18. März haben Frauen 2017 ohne Lohn arbeiten müssen, während Männer vom 1. Januar an bezahlt wurden. 2010 lag er auf dem 26. März. Also so früh im Jahr ist dieser Tag noch nie erreicht worden. Woran es liegt? Vielleicht am Mindestlohn, der auch für Frauen nicht unter 8,50 Euro liegen darf? (ab 1.1.2017 beträgt der Mindestlohn 8,84). Seit 10 Jahren wird in Deutschland der Equal Pay Day begangen. Die ursprüngliche Idee dazu hatten US-amerikanische Frauen 1966. Allerdings gilt:
nicht nur beim Zweiten verdienen Männer besser wie ein aktueller Fall zeigt.
Wieder ist es ein Gericht, das Frauen klar macht, wie hoch für sie die Hürden sind, wenn es um gleichen Lohn für gleiche Arbeit geht. Der Fall Birte Meier beschreibt die Realien.
Auch beim rbb verdienen freie Frauen 7 Prozent weniger als freie Männer. Das kann doch sein – doch es ist so. Immer wenn frei über Teile von Honoraren oder die gesamte Bezahlung verhandelt wird, haben Männer die Nase vorn. Und das nicht weil sie so tolle Verhandler wären. Nein. Sie bekommen von vorn herein mehr Geld angeboten und haben leichteren Zugang zu den profitablen Zonen. Selbst Redakteurinnen sorgen sich mehr um die auskömmliche Bezahlung von freien Männern, während sie bei feien Frauen gern ans Mitgefühl appellieren: „Du weißt doch, wir können nicht mehr bezahlen.“ Oder gleich „Nein“ sagen. Was tun? ein Weg: Bei Auftragsvergabe die Forderungen auf den Tisch legen. Und sich auf gar keinen Fall, mit dem Argument abspeisen lassen, andere würden auch für weniger Geld arbeiten – da müsse es doch gerecht zugehen….