Der Kranich gilt als Vogel des Glücks, er ist ein Symbol der Wachsamkeit, Klugheit und der Vorsicht. In der Dichtung steht der Kranich symbolisch für das Erhabene in der Natur.
Nun wird diesem bislang positiv beleumundetem Vogel der diesjährige Ausbruch der Vogelgrippe angehängt. Eine klassische Opfer Täter Umkehr?
Am 11. Oktober 2025 ist in Altfriedland der in diesem Jahr erste massive Ausbruch der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 in Brandenburg registriert worden. Durch welche Umstände das Virus in die komplett geschlossene Geflügelhaltungsanlage gelangte, ist unklar. Es zirkulierte dort vermutlich seit Wochen, ehe der Ausbruch erkannt und ernst genommen wurde. Vergleichbare Szenarien gab es seit Anfang September dieses Jahres in 14 weiteren Betrieben deutschlandweit.
Und erst danach traten erste kranke und sterbende Kraniche auf.
Der Nabu fordert eine lückenlose Aufklärung und hat dafür eine Unterschriftensammlung initiiert. Seitdem das Virus 2006 in der europäischen Geflügelindustrie angekommen ist, verstecken sich die zuständigen Behörden hinter der Hypothese, dass Wildvögel die Erreger in die Geflügelhaltungsbetriebe eintragen, anstatt eine solide Ursachenforschung zu betreiben und ein Monitoring der Viren in den Betrieben umzusetzen. Ein solches Monitoring würde zusammen mit einer transparenten Darstellung der Ergebnisse eine Vorsorge ermöglichen, damit sich solch dramatische Bilder wie in diesem Jahr nicht wiederholen. Eine Früherkennung würde es ermöglichen, dass nicht nur die Ausbringung von kontaminiertem Stalldung in sensible Bereiche wie Rastplätze von Zugvögeln und Vorkommen sehr seltener Arten vermieden werden kann, sondern auch, dass kein Austausch der Erreger zwischen den Betrieben über Futter-, Tier-, Mist- oder Kadavertransporte vorkommt.
„Wir erleben derzeit ein Seuchengeschehen von enormem Umfang und Ausmaß, sowohl die Anzahl der Opfer als auch die Zahl der Ausbruchsorte betreffend“, schreibt der Nabu Brandenburg. „Eine „Schuldzuweisung“ an die ziehenden Wildvögel ist voreilig und hypothetisch, der tatsächliche Auslöser noch unbekannt.
Dass Wildvögel ursächlich für Ausbrüche der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 sind, ist bisher nicht belegt. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sich Wildvögel mit den Viren infizieren, die vorher in der Geflügelwirtschaft zirkulierten. Virushaltige Substrate wie Kot, Gülle und andere Reststoffe werden in die freie Landschaft ausgebracht und sind dort für Wildvögel zugänglich. Federstäube sind virushaltig und luftgängig, sie gelangen mit der Zwangsentlüftung aus den Tierhaltungsanlagen nach außen und verdriften mit dem Wind. Tausende Kraniche haben sich bereits mit dem Gelflügelpestvirus infiziert und verendeten innerhalb kürzester Zeit.“ Aus Sicht des NABU spricht vieles dafür, dass die Ursachen in der intensiven Geflügelhaltung zu suchen sind und nicht bei den wildvögeln auf dem Vogelzug.

