Sommersmog

Lang, lang ist’s her, dass ich mich mit dem Phänomen Sommersmog – oder wie wir damals sagten – Los Angeles Smog – beschäftigt habe. In meiner Diplomarbeit vor 40 Jahren leitete ich die Entstehung des Sommersmogs her – mit Hilfe chemischer Gleichungen – oder kinetischer Mechanismen. Klar war, dass zur Entstehung eine gewisse Menge an Stickoxiden vorhanden sein musste und ein gerütteltes Maß an Strahlung, um das Molekül NO2 zu spalten in NO+ O +O2  = NO + O3. Es geht immer um das hochreaktive Sauerstoffatom. Denn im Sommersmog wird alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, oxidiert, bzw. angegriffen. Aber Stickoxide allein reichen nicht aus, um das Reaktionsgeschehen am Leben zu erhalten. Es braucht Kohlenwasserstoffe. Heute erstaunte mich „wetter-online“ mit der Meldung man habe ein fehlendes Puzzleteil für den Sommersmog gefunden. Eine Studie mit Bäumen habe ergeben, dass Bäume bei großer Hitze die Spaltöffnungen an der Blattunterseite schließen (das wusste man vor 40 Jahren auch schon) und so weniger Ozon aufnehmen würden. Und deshalb bliebe mehr Ozon in der Luft. Ähm.
Also 1.
Ozon ist nur die Leitsubstanz für Sommersmog, weil man sie u.a. relativ gut messen kann.
2. Der Ozon Abbau läuft über NO (Stickstoffmonoxid) das konnte sehr schön im rheinischen Braunkohlerevier nachgewiesen werden. Die Rauchschwaden der Kraftwerke hatten beim NO streifige Schwankungen – je nach dem wie viel Ozon um sie herumwaberte: NO + O3 = NO2 + O2.
Diese kleine Gleichung erklärt, warum bei weniger NOx Ausstoß mehr Ozon in der Luft bleibt.
3.
Man kannte  vor 40 Jahren bereits das Phänomen, dass abends am grünen Stadtrand mehr Ozon in der Luft war als z.B. an der Stadtautobahn. Des Rätsels Lösung: am grünen Stadtrand gibt es nicht so viele Stickoxide.
4.
Schon vor 60 Jahren kannte man in den USA Blattschäden durch Ozon. D.h. Blätter  werden  vom Ozon oxidiert d.h. angegriffen, aber das kann man ja nicht als positiven Effekt des Ozon-Abbaus werten. Und wenn Bäume jetzt ihre Spaltöffnungen wegen Hitzestress schließen, schützen sie sich vor dem Giftgas Ozon. Früher haben sie auf Grund des Sauerstoffmangels ihre Blattunterseiten nach oben gedreht und die Spaltöffnungen weit aufgemacht und boten so natürlich dem Ozon noch bessere Angriffsmöglichkeiten.

Die Schlauberger bei „wetter-online“ kochen anscheinend auch nur mit Wasser!

Corona-Gewinner des Tages

Ich höre eigentlich immer samstags um 11.00 Uhr die „Gesichter Europas“ im Deutschlandradio (Funkhaus Köln). Heute gab es eine Stunde (55Minuten) zum Thema Wie Victor Orban Corona für sich nutzte. Die Sendung lässt sich im Netz nachhören.
Den Autor Stephan Ozsváth kenne ich noch vom rbb. Da Ungarn zu seinen Lieblingsthemen zählt erwartete ich eine informative Sendung. Ich wurde auch nicht enttäuscht. Stephan Ozsváth hat sauber die Feinheiten der Orban’schen Machterweiterung herausgearbeitet und mam kam aus dem „das kann doch die EU nicht alles dulden!“ heraus. Eine Sache irritierte mich allerdings doch. Victor Orban wurde als zielstrebig und machtbewusst beschrieben auch schon in seinen Anfangsjahren als Studentenführer.  Aber das reicht normalerweise nicht um innerhalb von ca. 20 Jahren ein Mitglied der EU zur Diktatur umzuwandeln. Es muss Unterstützer geben – und die – saßen und sitzen wohl auch noch heute in München. Victor Orban ist Ziehsohn von Horst Seehofer und es ist noch gar nicht lange her, da wurde er noch mit allen Ehren in München empfangen und Seehofer weigerte sich anzuerkennen, wen er da hoffierte. Offensichtlich lästig wurde der Problembär Orban erst als es um die Wahl  der neuen Kommissionspräsidentschaft ging. Die Älteren werden sich erinnern: Manfred Weber , CSU, wollte Kommissionspräsident werden und brauchte dafür die ungarischen Stimmen. Ein Grund warum er die Fidesz-Partei nicht aus dem EVP-Verbund rausschmiss. Dann kam Ursula von der Leyen und wurde nicht nur auf Vorschlag der rechten Parteien im EU-Parlament nominiert, sondern auch mit den Stimmen der Europäischen Rechte (PIS, Fidesz evtl. auch der Lega) gewählt. Der Preis: man lässt die reaktionären Osteuropäer in ihren Ländern machen, was sie wollen. Man drückt alle Augen zu und hebt ab und zu mal den Zeigefinger – zahlt aber weiterhin Millarden Euros an diese Länder. Victor Orban bringt seine alte Freundschaft immerhin jedes Jahr rund 5 Milliarden Euro ein. Und das obwohl er sich nachweislich an fast nichts hält. Ausschreibungen finden nur unter Freunden statt. Während in Deutschland fast jede Beschaffungsmaßnahme eurpaweit ausgeschrieben werden muss, versorgt Victor Orban seine Freunde mit EU Geldern und sichert sich so die Wählerstimmen. Inzwischen hat er eine 2/3 Mehrheit. Damit und mit der Hilfe von Corona höhlt er alles aus, was ihm nicht dient: die Rechte und Finanzen der Bürgermeister. Oder er schafft so schöne Dinge wie: das Verbot aller Meldungen in Presse, Funk und FS, die die Bevölkerung beunruhigen könnten.
Dazu zählen natürlich auch die Misstaten des Regierungschefs. Alles im Deutschlandradio nachzuhören. Nur die Verbindungen zur CSU wurden – nicht erwähnt – tja – vergessen?  Diesen Baustein der Orban’schen Vita kennt Herr Ozsváth ganz bestimmt.