Dankenswerteweise mehren sich die Stimmen, denen es langsam aber sicher zu viel wird mit dem „Datenspenden“, „Handytracking“ – dem lemmingmäßigen Bejubeln des Ausverkaufs unsere Privatheit. In der Kulturzeit auf 3SAT darf sich in dieser Woche der Philosoph Markus Gabriel, seines Zeichens Professor an der Uni Bonn, äußern. Ich war angenehm überrascht, dass nicht nur Heribert Prantl der Kamm schwillt beim Hurra-Jubel zu immer mehr Überwachung. Insofern kann ich den Corona-Blog in der Kulturzeit nur empfehlen: täglich von 19.20 Uhr bis 20.00 Uhr auf 3 SAT.
Als ich bei Wikipedia mehr über diesen Philosophen erfahren wollte, musste ich beim Blick auf sein Geburtsdatum lachen: 1980 – da hab ich mein Diplom gemacht. Aber das ist nun doch auch schon 40 Jahre her.
Der Hamster des Tages
Wenn schon hamstern, meinte Krisenmanager aus Kiel heute im DLF gut gelaunt, dann sollte man sich einen Vorrat an Gummibärchen anlegen. Alles andere gäbe es in den 15 Lebensmittellagern der Bundesregierung in ausreichender Menge.
Corona
Heute hat mich irgendwie nichts wirklich aufgeregt – nur die Menschen an den Mikrophonen (mit Plastiktüte oder ohne Überzieher). Dieses ewige Herbeireden der Katastrophe nervt. „Meinen Sie wirklich, die Bundesregierung hat alles richtig gemacht?“ oder meine Lieblingsfrage: „Hat sich der Föderalismus angesichts der Katastrophe nicht überlebt? “ Der deutsche Flickenteppich….meine Güte sollen die FragerInnen bei Funk und Fernsehen doch froh sein, dass es nicht überall Einreiseverbote gibt wie an den beiden Küstenländern. Immerhin kann man in Niedersachsen noch in seine 2.Wohnung reisen zu Ostern.
Und das Handytracking! Da hab ich mal wieder fast mein Küchenradio aus dem Fenster geschmissen ( das Gerät kann schließlich nichts für die blöden Fragen) „Hat Deutschland da wieder etwas verschlafen!?“ Oh, Oh, hören sich die Leute eigentlich selbst mal zu?
Handytracking bedeutet: ich mache bei einem Drive-In einen Virentest. Dazu muss ich mich mit meinem Handy anmelden. Wenn ich positiv bin, bekommen alle, die in derselben Funkzelle eingeloggt sind wie ich, die Nachricht dass XY positiv ist. Na super! Und dann wird wie in China meine Haustür zugenagelt.
My Corona
Der Erlass über die Räumung von Zweitwohnungen in S-H ist doch tatsächlich eskaliert. Es hat 17 Eilanträge beim VG Schleswig gegeben und wohl auch einige etwas deutlichere Beschwerden bei der Staatskanzlei. Der Erlass traf scheinbar nicht gänzlich unbedeutende Menschen! Jedenfalls fühlten sich sowohl der MP (CDU) als auch der für Tourismus zuständige Wirtschaftsminister (FDP) bemüßigt, sich zu entschuldigen…..! Nun dürfen die, die da sind, bleiben. Alle anderen dürfen nicht anreisen – es sei denn, sie haben eine gute Ausrede, wie z.B. Quarantänefälle zu Hause oder Bauarbeiten in der Ferienwohnung, bzw. dem Ferienhaus.
Fast hätte ich es vergessen: Diese ganze Abschottung gegen „Nicht-Schleswig-Holsteiner“ insbesondere Hamburger und Dänen führt mancher Orts zu üblen Beschimpfungen u.a. der 2.WohnungsbesitzerInnen: „Haut ab aus Schleswig-Holstein!“ tönte es in den vergangenen Tagen. Die Stimmung: „Wir haben nichts gegen Gäste, aber..“ war ja bereits am Freitag spürbar.
Bei so viel klein/klein verwundert es doch, dass am Flughafen Frankfurt das Tor zur Welt nach wie vor offen steht: Flugzeuge aus dem Iran oder Südafrika landen und die Fluggäste reisen ein – ohne Quarantäne, ohne Virentest – einfach so.
Und noch etwas: Dieses Theater mit dem antiviralen Schutzwall bis zum 19. April wird ja damit begründet, dass die gesundheitliche Infrastruktur nicht für alle Gäste reicht. D.h. Intensivbetten, Beatmungsgeräte, Schutzkleidung und FFP3 Masken gäbe es noch nicht genug.
Allerdings ist es wohl so, dass die Corona-Intensivbetten so gut wie gar nicht belegt sind. In Sachsen liegt ein einziger schwerkranker Coronapatient im Krankenhaus. Deshalb nehmen die Kliniken in Leipzig und Dresden jetzt 6 Corona-Kranke aus Italien auf. In Sachsen (und wahrscheinlich auch anderswo) erkranken übrigens mehr Männer als Frauen an Corona: 2/3 zu 1/3.
In Baden-Württemberg werden 5 oder 6 Kranke aus dem Elsass aufgenommen: 2 in der Uniklinik Freiburg, die anderen gehen nach Ulm, Heidelberg und Mannheim. BaWü verfügt insgesamt über 2300 Beatmungsbetten. Davon stehen 460 Corona-Patienten zur Verfügung die anderen 1840 sind belegt. In BaWÜ selbst sind liegen weniger als 20 Corona-Kranke in den Kliniken. Es sind also über 400 Betten frei. Und dank Corona ist der Dienst in den Notaufnahmen zur Zeit (noch) recht ruhig: es kommen aus Angst vor Ansteckung nicht mehr so viele Bagatellfälle in die Notaufnahmen.