Ella – Oktober 2019

Ella am Strand
Ella am Strand und vorher natürlich im Wasser – obwohl ihr der Baggersee besser gefiel als die Ostsee. 6 Wochen später ging es dann rapide bergab mit ihr. Inzwischen sind schon Zsandor, Leni und gestern Leo aus dem Linnauerrudel in die ewigen Hundejagdgründe eingegangen. 

 

 

 

Wellenflug

Juli Zeh sagte letztens, sie hätte 1000 Seiten in vier Tagen gelesen. So einen Sog hätte das Buch entwickelt. Ich habe 324 Seiten gestern an einem Tag gelesen – es war auch bei mir der Sog, der mich daran hinderte, den neuen Roman von Constanze Neumann „Wellenflug“ aus der Hand zu legen. Von fast allen Figuren hätte ich gern mehr gelesen – nur von dem schwarzen Schaf der Familie, dem spielsüchtigen Nichtsnutz – eigentlich nicht. Aber um den kommt die Leserin nicht herum: Heinrich Reichenheim. Erstgeborener einer jüdischen Dynastie der Berliner belle epoque. Geld spielt keine Rolle – nur die jeweiligen Patriarchen wissen, wie schwer es verdient werden muss. Alle anderen geben es aus. So auch Heinrich. Mit vollen Händen: am Spieltisch, im Nachtleben und für Marie, in der er die Stütze seines Lebens erkennt, nach dem die anderen Stützpfeiler genug von ihm hatten.
Constanze Neumann trug sich wohl schon lange mit dem Gedanken, ihre Familiengeschichte aufzuschreiben. Sie verband die vielen Bruchstücke unter anderem mit Hilfe ihrer vielen Verwandten in aller Welt. Denn an den Orten, wo das Leben der Reichenheims, der Eisners, der Mendelsohns, von Klemperers statt gefunden hat, erinnert nicht mehr viel. Selbst die Gräber ihrer getauften Ururgroßeltern Anna und Julius Reichenheim gibt es nicht mehr. Nur die Gräber auf dem jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee sind noch da: von Adolph Reichenheim, Annas erstem Mann und das Grab, von Adolph, ihrem 1. Sohn aus der 2. Ehe mit Julius Reichenheim. Und da wäre ich bei einer Schwäche des Romans: es fehlt ein Stammbaum! Schon beim Anstieg zum Roman werden Cousinen und Cousins erwähnt, mit denen die Autorin verwandt ist, u.a. mit Judith Kerr, und im Laufe des Buches werden es immer mehr. Es ist eine große Familie mit zum Teil prominenten Mitgliedern. So taucht im Stammbaum der Familie Mendelssohn Charlotte Reichenheim auf, die 1. Frau des Bankiers Paul von Mendelssohn-Bartholdy, bei dem Marie einige Monate als Schreibkraft arbeitete. Heinrich hatte sie dort unterbracht.
Alles in allem sorgt auch diese Familiengeschichte dafür, das jüdische Leben des 19. und 20. Jahrhunderts vor dem Vergessen zu schützen. Und Constanze Neumann hat nicht nur  Gedankensplitter aneinander gereiht, sie hat in bester Tradition   eine Geschichte erzählt. Der Wellenflug der Familie Reichenheim könnte sich so oder anders zugetragen haben. Ja.
Constanze Neumann, Wellenflug, 234 Seiten, Ullstein Verlag, 2021, 22,00 Euro  

China und der Xi’ismus

Letzens gab es mal wieder im Deutschlandradio eine  bemerkenswerte Sendung über China. Staatspräsident Xi Jinping hatte sich ja auf Lebenszeit inthronisieren lassen und das Schulfach „Die Lehren des Xi Jinping“ o.s.ä. einführen lassen. Das gute alte Rotlicht – wie wir früher sagten. Eine weitere Veränderung in der Bildungspolitik ist das Verbot von Nachhilfeunterricht. Das machte mich stutzig und ich kramte meine alte Sendung über die Kulturrevolution von 2013 hervor. Darin fand sich folgendes Mao Zitat: „Es wird in China nicht nur eine Kulturrevolution geben, sondern nach 50 Jahren wird es wieder eine Kulturrevolution geben, denn dann wird der Kapitalismus sich wieder etablieren und dann muss es wieder eine Kulturrevolution geben und es wird ein unendlicher Prozess, in dem man immer wieder egalitäre Vorstellungen realisieren muss.“
In China geht es jetzt auch wieder um die Herstellung egalitärer Verhältnisse: alle sollen gleich reich werden, heißt es  – vielleicht nicht so reich wie die Familie von Xi Jinping – aber auf jeden Fall müssen gerade einige richtig Reiche z.B. aus der FinTech-Industrie Federn lassen.
Mao Zedong – jedenfalls – sah sich in der Tradition der chinesischen Bauernrevolutionäre, die Dynastien stürzten und selbst zum Kaiser aufstiegen. Auf Maos Seite standen damals seine Ehefrau Jiang Qing und Verteidigungsminister Lin Biao, seine Kontrahenten an der Spitze der Kommunistischen Partei Chinas waren Deng Xiaoping und Liu Shaoqi. Zwischen beiden Lagern versuchte Ministerpräsident Zhou Enlai als Pragmatiker die Balance zu halten. Deng und Liu waren in Maos Augen Technokraten, deren Politik vor allem das Wachstum der Wirtschaft zum Ziel hatte, nicht so sehr den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft.
Wer weiß, vielleicht fühlt sich Staatspräsident Xi Jinping Mao näher, als man denkt. Dem Personenkult verhilft er zur Zeit zu neuer Blüte. Und das, obwohl er in der Kulturrevolution als Sohn eines abgesetzten Parteifunktionärs untertauchen und wie Ministerpräsident Li Keqiang auf dem Land arbeiten musste.
radiowissen auf br 2 vom 15. Juli 2013 – unentgeltlich als podcast zu hören
„China und der Xi’ismus“ weiterlesen

Oktober 2021

Einen Rittersporn mit Namen „blauer Zwerg“ hatte ich bei der Staudengärtnerei Gaißmayer online bestellt.  Allerdings kam die Pflanze nur mit 2 kleinen Zweigen an. Dass die es nicht lange machen würden, war absehbar. Dieses Schicksal teilte der blaue Zwerg noch mit zwei anderen Pflänzchen. Das beste für die 40 Euro war das Heu, in dem die Stauden verpackt waren. Nun habe ich in der Baumschule Huben eingekauft und hoffe, dass der vom Säulenheiligen Förster persönlich gezüchtete  kleine Rittersporn es etwas länger bei mir aushält.  Online kaufe ich nur noch Pflanzen bei Vivara – die sind gut verpackt und auch schon ein wenig größer als nur ein Zweiglein.